"Veh gereizt". "Veh geht auf Bruchhagen los". Die Reihe solcher Überschriften könnte man beim Surfen durchs Internet locker verlängern. Doch das würde das tatsächliche aktuelle Bild der Frankfurter Eintracht nur verfälschen.
Locker und entspannt wirkte der Trainer des Fußball-Bundesligisten am Mittwoch, als er sich am dritten Tag des Trainingslagers im Ötztal den Fragen der mitgereisten Journalisten stellte. Natürlich hatte er gehofft, dass er in Österreich einen weiteren Angreifer begrüßen könnte. Schließlich geht die Saison bereits in gut zwei Wochen los.
Armin Veh zuckt mit den Schultern, sagt: "Wir haben halt nicht das Budget, um einen für zehn Millionen zu holen. Da ist es besser, auf einen Spieler zu warten, den ich wirklich will. Der größte Fehler wäre es, jemanden rasch zu verpflichten, der uns nicht hilft. Das können wir uns überhaupt nicht leisten." Veh nennt keine Namen, aber es ist klar, dass der Tscheche Vaclav Kadlec weiter sein Wunschkandidat im Sturm ist.
Manager Bruno Hübner traf am Mittwochabend zwar im Mannschaftshotel ein, aber alleine. Dass bis Ende August noch etwas passiert, steht für Veh hundertprozentig fest: "Wir sind hier mit drei Torhütern und 20 Feldspielern. Das reicht nicht, das wäre der kleinste Kader der Liga." Und bei den Frankfurtern kommt noch die Belastung durch die Europa League hinzu.
Neben einem Angreifer schaut sich Hübner auch noch nach "einem Talent fürs Mittelfeld" um, wie der Trainer mit Blick auf die beiden Langzeitverletzten Sonny Kittel und Marc Stendera erklärte. In der Abwehr sieht er dagegen keinen Handlungsbedarf mehr: "Da werden wir keinen mehr holen."
Sehr zufrieden
Gerade mit den Kandidaten für die Innenverteidigung ist der Coach sehr zufrieden. Mit Carlos Zambrano, Bamba Anderson und Marco Russ stehen hier drei fast gleich starke Profis zur Verfügung: "Da sind wir so gut aufgestellt, dass sicherlich nicht immer die gleichen zwei spielen werden." Das Trio wird sich also auf eine Rotation einstellen müssen. Sollten Sperren oder Verletzungen hinzu kommen, sieht Veh im Ex-Freiburger Johannes Flum und Sebastian Rode zwei weitere Kandidaten für die Zentrale in der Abwehrreihe. Als Außenverteidiger sind wie in der vergangenen Saison Sebastian Jung (rechts) sowie Bastian Oczipka (links) die erste Wahl. Und auch auf den Sechserpositionen wird so schnell keiner an den Platzhirschen Pirmin Schwegler und Sebastian Rode vorbei kommen.
Da im offensiven Mittelfeld zumindest Stefan Aigner (rechts) und der in den Trainingseinheiten schon wieder überragende Alex Meier auf zentraler Position ihre Stammplätze ebenfalls sicher haben, wird sich das Gesicht der Mannschaft kaum ändern.
Im linken Mittelfeld wird der Trainer Takashi Inui sicher genau beobachten, ihm aber auch noch etwas Zeit lassen. Schließlich war der Japaner erst am vergangenen Samstag nach Deutschland geflogen, kämpft noch mit der Zeitumstellung und entsprechender Müdigkeit.
Um die einzige Position im Angriff streiten sich derzeit Srdjan Lakic und der aus Hoffenheim gekommene Joselu. Der Spanier hat in den Testspielen zwar häufiger getroffen und ballert auch hier in Tirol zielsicher drauf los, aber "er muss noch etwas lebendiger gegen den Ball werden", sieht Veh Verbesserungspotenzial.
Am Freitag könnte es einen Fingerzeig geben, wer derzeit die Nase knapp vorne hat. Denn für morgen hat die Eintracht ein weiteres Testspiel vereinbart, Gegner wird der türkische Erstligist Bursaspor sein. Die Partie (18.30 Uhr) wird in Schwaz in der Nähe von Innsbruck stattfinden.
Grundsätzlich ist Veh mit dem Stand der Vorbereitung zufrieden: "Die Bedingungen hier sind optimal, und die Neuen passen wie erhofft gut zu uns."
Damit es in Zukunft vielleicht etwas einfacher wird, ein Talent zu erspähen, wurde die Scoutingabteilung mit Uwe Anweiler verstärkt. Der 52-Jährige, der einst in Bayreuth drei Jahre mit dem Chefcoach zusammen gespielt hat (Veh: "Er hat gegrätscht, ich habe gespielt"), wird für Langzeitbeobachtungen zuständig sein: "Er soll junge Spieler über mehrere Wochen im Training beobachten. Wir hoffen, dass wir so schneller als andere Vereine interessante Spieler entdecken und kontaktieren können." Derzeit lernt Anweiler aber erst einmal im Ötztal die Eintracht-Mannschaft kennen.