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Auftakt im dreckigem WM-Wasser? - Lurz: Bisschen Kloake

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Das ist eklig. Der Check der WM-Strecke im Hafen von Barcelona machte den deutschen Freiwasser-Assen um Rekordweltmeister Thomas Lurz keinen Spaß.

«Es war aufgrund des Regens schon eine kleine Kloake», berichtete der 33-Jährige nach den ersten Kraulzügen auf dem WM-Kurs im Hafen von Barcelona. Das «fieseste» Gewässer seiner Karriere sei es zwar nicht gewesen, «aber in den Top 5 oder Top 10 war es definitiv». Als Erklärung wurden die Folgen eines Gewitters für die Kanalisation genannt, die genommenen Wasserproben als unbedenklich angeführt. «Beruhigt bin ich erst, wenn da keine Tampons, Binden und Kondome rumschwimmen», sagte Bundestrainer Stefan Lurz. Kurzerhand wurde das Training am Freitag in die Halle verlegt, «weil das Wasser zu schmutzig war».

Spätestens zum Wettkampfstart an diesem Samstag, wenn über fünf Kilometer die ersten Medaillen der insgesamt 68 Entscheidungen bei den Titelkämpfen vergeben werden, wollen die Organisatoren WM-würdige Bedingungen präsentieren. Und wenn das nicht gelingt? Selbst dann will sich Thomas Lurz, als Olympia-Zweiter einziger Medaillengewinner des Deutschen Schwimm-Verbandes in London, bei der Fortsetzung seiner goldenen WM-Serie nicht von Nebensächlichkeiten stoppen lassen. «Im Training ist es unangenehm, aber im Wettkampf ist es eigentlich wurscht. Da muss man durch», erklärte der hartgesottene Würzburger. Er hat schon vieles in den Gewässern dieser Welt erlebt. Tote Schildkröten, Haie, Holzpaletten, aber auch sämtliche Fischarten und neugierige Delfine - alles Mögliche eben.

Bei seinem Erfolgszug durch Meere, Seen und Flüsse ist Thomas Lurz seit 2005 in Montreal bei Weltmeisterschaften über die fünf Kilometer ungeschlagen. «Er hat siebenmal in Folge gewonnen. Es wäre natürlich perfekt, wenn es so fortgesetzt werden würde», wünschte sich Bruder Stefan. «Aber Thomas hat nach den Olympischen Spielen ein bisschen ruhiger gemacht, Prioritäten auch beruflich ein bisschen anders gesetzt. Deswegen müssen wir mal schauen, wie es läuft.» Ruhiger, das heißt im Falle des emsigen Lurz, dass er statt der sonst üblichen rund 3400 Trainingskilometern diesmal 3000 in den Muskeln hat.

Lurz zählt wieder zu den Medaillenanwärtern, dazu geht Junioren-Weltmeister Rob Muffels (Magdeburg) an den Start. Bei den Damen wollen sich Nachwuchshoffnung Finnia Wunram (Magdeburg) und Isabelle Härle (Essen) im Getümmel mit der internationalen Konkurrenz behaupten.

Nach dem ersten und einzigen Training am Donnerstag im Hafen war Bundestrainer Lurz erst einmal froh, dass sich seine Sportler das Essen im Camp der deutschen Schwimmjugend im Südwesten von Barcelona schmecken lassen konnten und keiner krank wurde. Denn das kommt immer wieder vor bei den Freiwasser-Helden; Thomas Lurz etwa erwischte es beim olympischen Test-Event im Jahr vor London. Nach dem Rennen im Hyde Park, der Heimat vieler Enten und Schwäne, war er drei Tage krank.

Und jetzt? «Es bleibt uns nichts anderes übrig, als der FINA zu glauben, dass alles okay ist und dass es keine gesundheitlichen Schäden bringt», sagte Stefan Lurz. Der zehnmalige Weltmeister Thomas Lurz wurde am Strand der katalanischen Metropole allerdings schon ein klein bisschen wehmütig. «Auf der einen Seite ist hier natürlich angenehmer von der Wasserqualität, vom Geruch und vom Geschmack», betonte er. Auf der anderen Seite kämen zu den Rennen im Hafen viel mehr Zuschauer. Zumindest vor der WM hat der Veranstalter eine «exzellente» Wasserqualität versprochen. Die Hoffnung bleibt.




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