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KOMMENTAR: Fluch der Vergangenheit

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Bei Christopher Froome, dem neuen Herrscher der Radsport-Welt, kletterte der Zweifel nicht nur mit bei seinem unglaublichen Ritt nach L’Alpe d’Huez, er verfolgte ihn die ganzen 3404 Kilometer der Tour de France - bis hinauf auf das oberste Treppchen bei der Krönung in Paris.

Mit dem Generalverdacht ging der schmale Brite meist professionell und geduldig um, abgesehen von einem genervten Pressekonferenz-Abgang nach seinem Sieg bei der Königsetappe. Er weiß, dass er nicht der erste ist, der darunter leidet, und er weiß auch, bei wem er sich dafür zu bedanken hat: bei den vielen gefallenen Helden dieser dopingverseuchten Zweirad-Gesellschaft, von denen viele vor ihm das berühmte Gelbe Trikot trugen.

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Froomes Leistungsexplosionen nicht auf rechten Dingen beruhen. Sein Team versucht sogar, mit verzweifelter Offenheit zu zeigen, dass im Hause Sky alles sauber ist. Und doch klingen beim Hören all’ der Beteuerungen die vielen anderen aus der Vergangenheit mit, deren Haltbarkeit dann doch nicht länger als bis zum geeigneten Doping-Nachweisverfahren reichte.

In Deutschland wirkt noch immer der tiefe Sturz von der überbordenden Jan-Ullrich-Begeisterung in die Enttäuschung über eine ganze Branche von Betrügern nach. Der aktuellen Generation, die die erfolgreichste deutsche Tour seit den dunklen Doping-Jahren fuhr, wäre mehr Aufmerksamkeit zu gönnen. Vermutlich braucht es dafür aber noch mehr als Etappensieger einen heimischen Gelb-Kandidaten. Und das Dilemma bleibt: Je außergewöhnlicher die Leistung ist, umso schwerer fällt es, an deren Rechtmäßigkeit zu glauben.




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