Auch mit fast 38 Jahren kann Freiwasser-Ass Angela Maurer sich und andere noch verblüffen: Nach dem WM-Bronze über zehn Kilometer fiel die Mainzerin ihrem Ehemann und Trainer Nikolai Evseev am Hafenbecken von Barcelona freudestrahlend um den Hals.
Platz drei - diese Freiwasser-Medaille hatten selbst die Experten nicht auf dem Zettel. «Es hat keiner damit gerechnet, ich am allerwenigsten», sagte die Olympia-Fünfte. Ausgerechnet sie als mit Abstand Älteste im 53er-Feld war vor dem Start am Dienstag nervös wie selten. «Die anderen hatten noch mehr die Hosen voll als ich. Mein Trainer meinte, wenn du aufgeregt bist, was meinst du, wie die anderen aufgeregt sind», berichtete Maurer.
Drei Wettkampftage, drei Freiwasser-Medaillen - Bundestrainer Stefan Lurz platzte in der Mittagshitze fast vor Stolz: «Mit dieser Medaille war absolut nicht zu rechnen. Das ist der Hammer, und wir haben ja noch einige Eisen im Feuer. Wahnsinn, wie Angie ihre Erfahrung ausgespielt hat.» Die Mainzerin musste sich in einem spannenden Finish mit einer Sekunde Rückstand nur zwei Brasilianerinnen geschlagen geben. Poliana Okimoto Cintra siegte vor Ana Marcela Cunha.
Gemessen an der Zahl der Medaillen zog Angela Maurer mit dem zehnten WM-Edelmetall mit der viermaligen Weltmeisterin Britta Kamrau gleich. Als zweite deutsche Starterin belegte Svenja Zihsler am Dienstag den 15. Platz.
Eigentlich hatte sich Maurer samt Umfeld über 25 Kilometer deutlich größere Chancen ausgerechnet. Immerhin hat Maurer sieben Medaillen über die Marathon-Distanz gesammelt. «Jetzt kann ich die 25 entspannt angehen», sagte sie. Das passende Geschenk wäre weiteres Edelmetall ja, denn an ihrem 38. Geburtstag wird Angela Maurer am Samstag über sechs Stunden im Wasser verbringen.
Auf der Zehn-Kilometer-Distanz hatte Maurer schon so manche Enttäuschung hinnehmen müssen. Zwar hatte die Polizisten 2003 ebenfalls in Barcelona über diese Strecke bereits WM-Silber gewonnen. Danach ging aber nicht mehr viel, auch die ersehnte Olympia-Medaille blieb ihr 2008 (4.) und 2012 (5.) jeweils nur knapp verwehrt.
Nun aber zahlte sich ihre Erfahrung aus. Routiniert hielt sie die Konkurrenz in Schach und sich selbst immer in Tuchfühlung zur Spitze. «Klar dass ich auch mal Füße ausgestreckt habe, wenn von hinten jemand da drauf ist», sagte sie grinsend über ihre Ellbogen-Qualitäten.
Für den Deutschen Schwimm-Verband war es bereits die vierte Medaille in Spanien. «Erfolg macht süchtig», sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Fünf- bis achtmal Edelmetall sollen alle Sparten bis zum 4. August holen. Die Freiwasserschwimmer haben ihr Soll bereits übererfüllt.