Nicht nur Usain Bolt ist startklar für das Welt-Sportereignis 2013. Fast 2000 Athleten stehen vor der am Samstag in Moskau beginnenden Leichtathletik-WM (10. bis 18. August) in den Startlöchern. 33 Jahre nach den boykottgeschädigten Sommerspielen von 1980 erlebt Russlands Hauptstadt ihr wichtigstes Sport-Event. Starteten damals nach dem politisch motivierten Startverzicht vieler westlicher Nationen, darunter die Bundesrepublik Deutschland, nur Athleten von 80 der 148 im Internationalen Olympischen Komitee organisierten Länder, so steht nun eine Rekord-WM bevor.
Laut Leichtathletik-Weltverband IAAF sind 206 Länder (Rekord bisher: 202) und 1974 Athleten (1895) für das samt Infrastrukturmaßnahmen rund 100 Millionen Euro teure Ereignis gemeldet. Ein gutes Drittel des 67-köpfigen deutschen Teams traf gestern am Schauplatz ein - darunter die Zehnkampf-Hoffnungen. Ihr Wettbewerb steht neben dem 100-Meter-Spektakel mit Weltstar Bolt am ersten Wochenende im Blickpunkt.
Bei Ankunft Bluttest
"Eine Medaille zum Auftakt wäre ein toller Einstieg", sagt Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, mit Blick auf den Zehnkampf, in dem das DLV-Trio um Frankfurts Europameister Pascal Behrenbruch (Informationen zu den sechs WM-Startern von der LG Eintracht finden Sie im Artikel unten) vor der Konfrontation mit Weltrekordler Ashton Eaton (USA) die Weltrangliste 2013 anführt. Größter deutscher WM-Trumpf ist jedoch Diskus-Olympiasieger Robert Harting (lesen Sie dazu unseren Extra-Artikel zu den deutschen Aussichten).
Schon bald nach der Ankunft dürfen sich alle Teilnehmer auf Bluttests einstellen. Diese nutzt der Weltverband IAAF nach den vielen Dopingskandalen der jüngsten Zeit zur Anlegung von Blutprofilen. Durch diese kann die Zufuhr verbotener Substanzen auch ohne positiven Test über eine Langzeit-Studie nachgewiesen werden. Schon am Montag hatte die IAAF Usain Bolt und alle 44 Athleten der jamaikanischen Mannschaft in der russischen Hauptstadt kontrolliert. Jamaikas Athleten stehen nach den Dopingfällen um den früheren 100-Meter-Weltrekordler Asafa Powell, Weltklassesprinterin Sherone Simpson und zuvor Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown verstärkt im Fokus der Dopingfahnder.
Allen Verdächtigungen zum Trotz will Bolt auch Star dieser WM werden, seinen sechs Olympiasiegen über 100 m, 200 m und 4 x 100 m die WM-Triumphe Nummer sechs bis acht hinzufügen. Und nicht nur das. Bolt, der seinen Hauptrivalen Tyson Gay (USA) wegen Dopings verlor, jagt auch seine Rekorde von 9,58 und 19,19 Sekunden: "Mein Fenster, um diese aufzustellen, wird kleiner. Aber das ist definitiv etwas, das ich im Hinterkopf habe", sagte der 26-Jährige.
Das meiste Gold wird wohl wieder einmal auf das Konto des USA-Teams gehen. Dahinter will Gastgeber Russland gewachsene Stärke demonstrieren. Denn die WM ist eine Prestigeangelegenheit. Entsprechend groß scheint auch das Zuschauer-Interesse, die Leichtathletik scheint trotz der Doping-Enthüllungen zumindest bei großen Events zu boomen. Die Tickets sind zu 80 Prozent ausverkauft, für das Final-Wochenende sind keine Karten mehr zu bekommen.