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Eintracht will bei Hertha punkten - Abenteuertrip nach Aserbaidschan

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Die leichte Anspannung vor dem Saisonstart versuchte Armin Veh in seiner gewohnt lockeren Art mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen und ein paar Scherzen zu verdrängen. Doch ganz so ruhig sieht es im Inneren des Trainers von Eintracht Frankfurt vor dem Auftaktmatch am Samstag (15.30 Uhr) bei Aufsteiger Hertha BSC wohl doch nicht aus. «Wir freuen uns, dass es nach fünf Wochen Vorbereitung endlich losgeht. Aber natürlich habe ich zu Beginn schon ein bisschen ein gemischtes Gefühl, weil man nicht so richtig weiß, wo man steht», sagte der 52-Jährige. Zumal aus Berlin unbedingt etwas Zählbares mitgenommen werden soll. «Unser Auftaktprogramm hat es in sich. Da müssen wir in Berlin was holen. Gegen Bayern wird es auch nicht einfacher», sagte Veh.

   Die ersten vier Partien bestreitet die Eintracht bei den beiden Aufsteigern Berlin und Braunschweig sowie daheim gegen die Top-Teams aus München und Dortmund. Um nicht gleich in unruhiges Fahrwasser zu geraten und sich Selbstvertrauen auch für die anstehenden Europa-League-Playoff-Spiele gegen FK Karabach Agdam aus Aserbaidschan (22./29. August) zu holen, soll mit einer couragierten Leistung der unbequeme Bundesliga-Rückkehrer in die Schranken gewiesen werden. «Es ist nicht einfach bei einem Aufsteiger. Da sind alle euphorisiert. Und Berlin hat ein paar richtig Gute dabei», warnte Veh.



   Dennoch will er sein System nicht ändern. «Wir werden keine Manndeckung spielen und unsere Taktik auch nicht nach dem Gegner richten. Zumal ich ja auch gar nicht genau weiß, wie sie gegen uns spielen. Auch wenn ich schon so meine Gedanken dazu habe», erklärte Veh. Das Vertrauen in sein Team ist groß. «Ich glaube schon, dass wir eine gewisse Qualität haben, mit der wir auswärts punkten können. Wir haben die Mannschaft komplett zusammen gelassen. Von daher bin ich zuversichtlich, dass wir nicht bei Null anfangen», sagte Veh.

   Die höheren Erwartungen nach dem überraschenden sechsten Platz in der Vorsaison teilt der Coach jedoch nicht. «Ich kann die Bundesliga schon ganz gut einschätzen. Ich bin Realist und kein Fantast. Eintracht Frankfurt gehört nicht in obere Gefilde. Im Normalfall werden wir Zwölfter oder 13., wenn es richtig gut läuft auch mal Achter. Wenn es schlecht läuft, werden wir 16. oder 17. Das wichtigste für uns ist, sich zu etablieren», appellierte der Coach.



   Das bedeutet harte Arbeit. Denn die Qualität der Bundesliga ist gestiegen, auch dank der guten Nachwuchsarbeit und zahlreicher internationaler Top-Stars. Normalerweise habe es zwei schlechtere Vereine gegeben. Das sei jetzt nicht mehr so, sagte Veh. «Alles ist ziemlich ausgeglichen. Bis auf die vorderen Plätze», sagte er süffisant. «Es wäre schön, wenn vorn mehr dabei wären und nicht nur zwei Mannschaften um die Meisterschaft kämpfen.»

   Hinzu kommt, dass die Eintracht erstmals seit langem wieder dreigleisig fährt. Behalten die Hessen gegen Karabach die Oberhand, hat das Veh-Team bis Ende Dezember eine doppelte oder mit dem Pokal sogar dreifache Belastung. «Wir befinden uns in absolutem Neuland. Wenn wir es in den Europacup schaffen, sind viele Spieler dabei, die diese Belastung nicht kennen», erklärte Veh.

   Die Vorfreude darauf ist groß. Veh, der mit dem VfB Stuttgart schon Champions League gespielt hat, freut sich auf die internationalen Auftritte. «Mit der Eintracht ist das anders als damals mit Stuttgart. Zumal es ja für den Verein nicht alltäglich ist. Ich fiebere den Spielen sehr entgegen. Die Fans und das ganze Umfeld sind euphorisch und freuen sich. Ich will unbedingt weiterkommen», sagte der Stuttgarter Meistertrainer von 2007.

   Gegen Karabach, das aufgrund der unruhigen Lage in der Kaukasus-Region Bergkarabach seine Heimspiele in Baku austrägt, wird es aber kein Selbstläufer. Auch wenn Frankfurt als Favorit in die beiden Partien geht. «Man hat gesehen, wie schwer sich Stuttgart gegen Plowdiw getan hat. Das war gut für uns, dass mal zu sehen», sagte Veh.

   40 000 Tickets konnten für das Rückspiel bereits im Vorverkauf abgesetzt werden, weitere 5000 gehen nach der Auslosung in den Online-Verkauf. Die Unterstützung der eigenen Fans im Hinspiel wird größtenteils fehlen. Die Abenteuerreise ans Kaspische Meer werden die wenigsten antreten. «Für unsere Fans ist das nicht leicht. Aber es gehen eben nicht alle Wünsche in Erfüllung», sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen, «ich bin mit dem Los aber sehr zufrieden, weil wir sportlich sehr gute Chancen haben, uns zu qualifizieren.»

   Karabach ist aber spätestens am Freitagnachmittag nach Besteigen des Fliegers Richtung Hauptstadt in den Hintergrund getreten. In Berlin kann Veh personell aus dem Vollen schöpfen. Kevin Trapp wird erstmals nach fünf Monaten wieder im Tor stehen. Im Mittelfeld könnte Stefan Aigner den Vorzug vor Johannes Flum erhalten. Im Sturm setzt Veh wohl auf das Duo Jan Rosenthal und Joselu.






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