Die großen Zeiten des serbischen Fußballs auf internationaler Bühne sind schon lange vorbei. Jetzt macht dieser Sport vor allem durch angebliche Manipulationen von Spielen und Machtkämpfen zwischen den Clubs und dem nationalen Verband auf sich aufmerksam. Die Analyse der Lage fällt am Montag bei fast allen Zeitungen des Balkanlandes eindeutig aus: "Das ist der totale Zusammenbruch des serbischen Fußballs", titelt die Zeitung "Informer" in Belgrad. "Chaos in der Superliga", heißt es bei der größten Zeitung, "Blic".
Nach unterschiedlicher Darstellung verlangen fünf oder sogar neun von 16 Clubs in der Superliga den Rücktritt des Verbandspräsidenten Tomislav Karadzic als den Hauptschuldigen für die Misere. Doch der will nicht weichen und beschimpfte seine Gegner am Montag als "ganz gewöhnliche Kriminelle". Näher will er sich nicht äußern, da er sich im Urlaub befinde, lässt er mitteilen.
In Rage gebracht hatte seine Gegner der Auftakt der Superliga am Samstag. Partizan Belgrad gewann das Spiel gegen die Mannschaft der Stadt Novi Pazar auf gar wundersame Weise (4:3), analysieren die Medien seitdem. "Zuerst schenkte der Schiedsrichter Partizan einen Elfmeter und stellte ungerechtfertigter Weise einen Spieler der Gäste vom Platz", heißt es übereinstimmend in den Spielberichten. Am Ende habe er dann ein "irreguläres Tor der Gastgeber geltenlassen".
Dabei war die Mannschaft von Novi Pazar nur mit genau elf Spielern angereist, weil der Fußballverband unter merkwürdigen Umständen die Anmeldung von mehr Spielern verhindert hatte. Auch der Trainer erschien nicht zum Spiel. Bei ihrer Heimkehr nach Novi Pazar wurde die Elf trotz der offensichtlich manipulierten Niederlage von den Fans wie Sieger gefeiert.
Roter Stern Belgrad, der "ewige Rivale" von Partizan, trat am Wochenende einen Sturm der Entrüstung los. In mehreren Pressemitteilungen verlangte der Traditionsverein den Rückzug von Karadzic.
Die Zeitungen spekulieren über Spielabsprachen im großen Stil ohne viel Konkretes zu nennen. Jetzt wird gefordert, dass sich die Strafverfolgung einschalten müsste. Schon zuvor waren prominente Trainer ins Visier der Staatsanwälte geraten, ohne dass jemand rechtskräftig verurteilt worden wäre.
Unwidersprochen gibt es viele Berichte über Tricksereien und illegale Machenschaften beim Verkauf zahlreicher Fußballer ins Ausland. 2004 war der Sekretär des nationalen Verbandes, Branko Bulatovic, von einem Attentäter im Verbandsbüro erschossen worden. Auch hier soll die groß angelegte Kriminalität der Hintergrund gewesen sein. Der Täter wurde trotz eines Phantombildes nie gefasst.