Nicht der sensationell hohe 5:1-Sieg der TSG Hoffenheim beim Hamburger SV, auch nicht die unerwartete 0:4-Packung des FC Schalke 04 beim VfL Wolfsburg und schon gar nicht der am Ende an einem seidenen Faden hängende 2:1-Sieg der Dortmunder Borussen gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig drängten sich am Wochenende und auch gestern in den Vordergrund der Fußball-Nachbetrachtungen zum Wochenende.
Nein, vielmehr schossen sich am Samstag die Fußballfans - vornehmlich die, die es mit den Frankfurter Adlerträgern halten - auf einen einzigen Mann ein. Der schoss jedoch am Wochenende keine Tore, ließ sich auch nicht "tunneln" - sondern blies in die Pfeife. Oder tat es nicht: Schiedsrichter Peter Gagelmann war der Buhmann. Der Bremer allein wurde dafür verantwortlich gemacht, dass die Eintracht auch ihr zweites Saisonspiel mit leeren Händen beendete.
Einem vermeintlich regulären Treffer von Alex Meier hatte er seine Anerkennung wegen Abseitsstellung versagt (was die Experten allerdings nicht mit dem bloßen Auge, sondern erst mit allerlei technischer Unterstützung nach diversen Überblendungen und Hin-und-Herschieben von Zeitlupeneinstellungen als Fehlentscheidung herausfiltern konnten) und in der Nachspielzeit habe Gagelmann der Eintracht zudem noch einen Strafstoß versagt. Wieder stand dabei der lange Meier im Blickpunkt - der den ausbleibenden Elfer-Pfiff auf dem Rasen allerdings auffallend "protestlos" zur Kenntnis nahm . . .
Sei’s drum, nicht nur für die Referees aus der höchsten deutschen Liga war es ein ereignisreiches Wochenende, auch einige Etagen tiefer waren sie mächtig gefordert und gerieten in den Brennpunkt. Zum Beispiel Frank Heere (Schneidhain), der im benachbarten Kreis Friedberg die Kreisoberliga-Partie FV Bad Vilbel II - SV Bruchenbrücken (5:2) leitete, alle Hände voll zu tun hatte - und nach einer Stunde Spielzeit gleich drei Mal "Rot" zückte. Wegen "Notbremse" und Foulspiels erwischte es Bad Vilbels Spielertrainer Kenan Kovacevic bzw. seinen Teamkollegen Hakan Köroglu und wegen Foulspiels auch Gästeakteur Manuel Riess. Konsequent, Herr Heere!
In der Kreisoberliga Hochtaunus stand am Sonntag dann Horst Schuierer (Würges) im Blickpunkt. Er leitete die Begegnung Usinger TSG II - Eintracht Oberursel (4:3) - und erkannte gleich zwei vermeintlich reguläre Oberurseler Treffer durch Ciobanu (es wäre die Orscheler 1:2-Führung gewesen) bzw. Mahbubi (es wäre in der 87. Minute das womöglich auswärtssiegbringende 3:4 gewesen) wegen Abseits ab. Womit er sich gewiss im Lager der Gäste nicht viele Freunde gemacht haben dürfte.
Der Schiri als Zielscheibe der kanalisierten Kritik, als Buhmann, als Schuldiger für Niederlagen - für vieles müssen die "Pfeifenmänner" Wochenende für Wochenende herhalten. Und auch immer wieder als Blitzableiter für die Unzufriedenheit über Unzulänglichkeiten der eigenen Mannschaft. Und nicht selten werden dabei auch von beiden an einem Spiel beteiligten Teams "Kritikpfeile" in Richtung Referee abgeschossen - mit Zusätzen wie "völlig überfordert", "viel zu kleinlich" etc.
Es gibt aber auch andere, geradezu wohltuende Beispiele in einer Zeit, in der die Männer mit der Pfeife schnell mal zu "Pfeifen" degradiert werden. Wie jetzt zum Beispiel in der Kreisliga B Friedberg (Gr. 2), in der die Usingerin Angela Treu die Männer-Partie TSV Rödgen - SG Melbach (3:6) zu leiten hatte - und gewiss nicht vom Gastgeber für zu wenig erzielte Tore verantwortlich gemacht wurde. Das müssen die Spieler nämlich schon selbst tun.
"Sie hat ihre Sache ausgesprochen gut gemacht", waren sich nach dem Schlusspfiff im Bad Nauheimer Stadtteil beide Seiten, also Verlierer und Sieger, absolut einig. Es geht also auch so.