Es war eine lange Pause. Nach fast vier Monaten stand die Mannschaft der Fraport Skyliners gestern erstmals wieder gemeinsam in der Trainingshalle. Kaum einer sprach mehr über den 27. April, als mit einem 77:72-Erfolg gegen Ludwigsburg auf den letzten Drücker der Klassenerhalt in der Bundesliga gelang. Der Blick ging beim Start der Saisonvorbereitung nach vorn.
"Ich bin total gespannt, wie sich speziell unsere jungen deutschen Spieler entwickeln. Darauf freue ich mich sehr", sagte Geschäftsführer Gunnar Wöbke in der Halle im Nordwestzentrum. Zwei Tage lang werden die Frankfurter Basketballer dort auf Sprungkraft, Schnelligkeit und Kondition getestet. Heute Abend oder spätestens morgen Vormittag soll dann das erste Mannschafts-Training stattfinden.
Für die Skyliners beginnt damit eine neue Zeitrechnung. Der Kader enthält so viele deutsche Spieler wie nie zuvor in der 14-jährigen Club-Geschichte. Beim Bundesliga-Start am 3. Oktober in Bayreuth werden mindestens sieben Deutsche im Kader stehen, womöglich sogar acht. Und die meisten sind erst Anfang 20. "Wir verfügen über mindestens einen jungen Deutschen auf jeder Position", so Wöbke.
Die Youngster um Center Johannes Voitgmann (21 Jahre), Spielmacher Konstantin Klein (22), Power Forward Danilo Barthel (21) oder Neuzugang Kevin Bright (20) werden somit zwangsläufig viele Spielanteile bekommen. Trainer Gordon Herbert, der Muli Katzurin ablöste, traut nicht nur Voigtmann sogar "eine Starter-Rolle zu".
Die neue Philosophie der Skyliners, die bisher überwiegend auf Amerikaner setzten, hat mehrere Gründe. Einerseits muss jedes Bundesliga-Team seit vergangenem Jahr sechs deutsche Spieler im Kader haben. Andererseits ist es für die Hessen die einzige Chance, mittelfristig wieder Erfolg zu haben. Denn wer in die Play-offs kommen will, braucht starke deutsche Spieler. Und weil den Frankfurtern die finanziellen Mittel für gestandene Nationalspieler fehlen, setzen sie auf die Jugend und hoffen auf eine positive Entwicklung. "Wir kaufen nicht den Erfolg, wir wollen ihn entwickeln", sagt Coach Herbert. In zwei, drei Jahren will der Meister-Trainer von 2004 mit den Frankfurtern national wieder vorne mitmischen. Denn fast alle deutschen Youngster besitzen lange Verträge.
Drei Ausländer gehören derzeit zum Team. Quantez Robertson geht in seine sechste Saison, Dawan Robinson in seine zweite. Und US-Kollege Jacob Burtschi kehrte nach einem Jahr in Bremerhaven nach Frankfurt zurück. Er ist einer von bisher drei Neuzugängen. Die anderen sind Bright und Stefan Ilzhöfer (18), ein weiteres deutsches Talent. Die Personalplanung ist fast abgeschlossen. "Wir suchen noch einen Guard für die Position zwei und eventuell noch einen großen Spieler", so Herbert. Er hofft, "nächste Woche" den neuen Guard verpflichten zu können. Es gebe Kandidaten, "doch noch haben wir keinem Spieler ein Angebot gemacht".
Europacup-Wildcard
Zuversichtlich ist der Club im Fall Dawan Robinson. Der Spielmacher, der Ende der vorigen Saison eine Lungenembolie erlitt, darf derzeit nur Einzeltraining absolvieren. Er nimmt noch blutverdünnende Medikamente ein. Mitte September folgt die finale medizinische Untersuchung. Bekommt er von den Ärzten Grünes Licht, kann er ins Teamtraining einsteigen. "Ich gehe davon aus, dass es keine Probleme gibt", so Wöbke, der im Sommer eine Wildcard des europäischen Verbandes für den Eurocup ablehnte: "Das Training für unsere jungen Spieler ist wichtiger."