Die Jagd auf Sebastian Vettel ist wieder eröffnet. Nach vier Wochen Sommerpause will der Red-Bull-Pilot die Attacken seiner Formel-1-Konkurrenten abwehren und in Spa-Francorchamps seinem vierten WM-Titel in Serie ein entscheidendes Stück näherkommen.
Aber Vorsicht! Die Rivalen sind wild entschlossen, den Heppenheimer noch einzufangen. Ferrari-Star Fernando Alonso stichelt via Twitter, Kimi Räikkönen peilt Sieg Nummer fünf auf seinem «Lieblingsplatz» an, und auch Mercedes um Lewis Hamilton und Nico Rosberg mobilisiert alles.
Vettel ist gelassen. Fast wie gewohnt thront er an der Spitze und hat mit 172 Zählern nach zehn von 19 Saisonläufen immerhin 38 Punkte Vorsprung auf den WM-Zweiten Räikkönen. Alonso liegt 39 Zähler hinter Vettel. Auch Hamilton kann sich nach seinem Premierenerfolg für Mercedes beim letzten Rennen vor der Sommerpause auf dem Hungaroring, angesichts von 48 Punkten Rückstand auf Vettel noch WM-Hoffnungen machen.
Noch zwei Rennen erleben die Formel-1-Fans auf dem alten Kontinent, ehe sich der Tross auf die kräftezehrende Überseereise nach Asien macht. Vorteil Vettel - kein anderer Fahrer hat dort mehr Grand Prix gewonnen als der 26-Jährige. Nun soll aber endlich auch der zweite Streich auf dem Traditionskurs in Belgien her.
Vor dem Kräftemessen auf der Ardennen-Achterbahn - der mit 7,004 Kilometer längsten Runde des Jahres - spricht noch eine weitere Statistik für Vettel. In den vergangenen 13 Jahren wurde der WM-Führende nach dem Ungarn-Rennen nur noch viermal eingeholt. Zweimal, 2010 und 2012, schaffte Vettel dieses Kunststück sogar selber.
Auf in die WM-Entscheidung heißt es auch für die Silberpfeile um Hamilton und Rosberg. Vor allem der Brite hat sich durch seinen Triumph vor der Pause eine verheißungsvolle Ausgangsposition erarbeitet. «Ich habe das Gefühl, dass ich seit meinem Sieg in Ungarn eine kleine Ewigkeit nicht im Auto gesessen bin und ich kann es kaum erwarten, endlich wieder zu fahren», sagte Hamilton.
Der Vorgänger des 28 Jahre alten Briten, Michael Schumacher, sieht den Aufschwung bei den Silberpfeilen auch als Auszeichnung eigener Verdienste. «Das bedeutet, dass die Arbeit, die wir in den vergangenen Jahren geleistet haben, nicht schlecht war», wurde der Rekordweltmeister, der sich Ende 2012 endgültig aus der Formel 1 zurückgezogen hatte, auf der Homepage des Race of Champions zitiert.
Alte Verdienste kümmern Alonso nicht. Er schaut nach vorne. Der «Samurai» eröffnete schon mal via Twitter die Psychospiele. Über den Kurznachrichtendienst schickte der Ferrari-Star eine neue Kostprobe fernöstlicher Weisheiten an die Konkurrenz. «Der Krieger, der das Schwert nutzt, wenn er beleidigt wird, darf nicht als mutig erachtet werden. Ein mutiger Mann zuckt nicht zusammen, denn er hat höhere Ziele», schrieb der zweimalige Weltmeister.
Die Konkurrenz könnte sich mit der Dechiffrierung seiner Nachricht schwertun - der Ardennen-Kurs stellt den stolzen Asturier vor Probleme. Siege? Fehlanzeige! Im vergangenen Jahr kam für Alonso nach einem schweren Unfall das vorzeitige Aus.
Auf der Jagd nach Vettel muss der 32-Jährige aber Punkte gutmachen. Zumindest die Bewunderung für Spa hat nicht gelitten. «Das ist ein ganz besonderer Kurs, der jedes Mal dein Adrenalin in die Höhe treibt», sagte Alonso. «Eine Runde in Spa ist wie 20 auf jeder anderen, was die Aufregung und das Adrenalin angeht.»
Auch Räikkönen will den Druck auf Vettel erhöhen - unabhängig von den gescheiterten Verhandlungen mit Red Bull. Trotz ungeklärter Formel-1-Zukunft weiß der finnische Lotus-Pilot genau, was er in Spa will: Sieg Nummer fünf. «Du bekommst diese Art von Gefühl nirgendwo sonst», machte Räikkönen der belgischen Traditionsstrecke mit ihren Hochgeschwindigkeitskurven eine Liebeserklärung. «Für mich ist das die großartigste Rennstrecke der Welt. Sie ist mein Lieblingsplatz.»