Das Vormittagstraining hat Armin Veh an diesem Mittwoch gestrichen, geübt wird bei der Frankfurter Eintracht erst wieder am Nachmittag. Der Grund ist einleuchtend: Bis um 16 Uhr sollen die Nationalspieler Vaclav Kadlec und Tranquillo Barnetta nach den Länderspielen gestern Abend mit Tschechien in Italien und der Schweiz in Norwegen nach Frankfurt zurückgekehrt sein und dann auch auf dem Trainingsplatz stehen. Auf Carlos Zambrano, der mit Peru in Venezuela gespielt hat, muss Veh noch ein wenig länger warten. Der Abwehrchef wird erst am Donnerstag wieder im Kreis der Mannschaft erwartet.
Gespannt sein dürfte Veh vor allem auf Barnetta, der erst letzte Woche einen Vertrag unterschrieben hatte und dann gleich zur Nationalmannschaft abgereist war. Man habe lediglich ein "paar Worte gewechselt", sagte Barnetta, "die Kollegen lerne ich erst jetzt kennen."
Veh geht davon aus, dass der Schweizer topfit sein wird, immerhin hat er ja die komplette Vorbereitung bei Schalke 04 mitgemacht und in den ersten Saisonwochen auch immer zum Kader gehört, wenn auch selten gespielt. Ob Barnetta eine Alternative für das Spiel am Samstag bei Werder Bremen sein wird, ließ der Trainer offen. "Bisher habe ich ihn ja nur in zivil gesehen", sagt Veh. Er wird ein intensives Gespräch führen mit dem Neuen, danach entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit aber ist groß, dass Barnetta zumindest dem Aufgebot angehören wird. Zum einen, "weil er ein sehr erfahrener Spieler ist", wie Veh betont, zum anderen, weil mit Stephan Schröck (Knie) und Johannes Flum (Leiste) neben dem operierten Kapitän Pirmin Schwegler zwei weitere Mittelfeldspieler angeschlagen sind.
Der Eintracht-Coach erhofft sich von Barnetta, dem neunten Neuzugang, vor allem Verbesserungen bei der Ausführung von Standardsituationen. Mit Ausnahme des ebenfalls operierten Marc Stendera habe er keinen "Spezialisten" in seinem Team, der kopfballstarke Spieler wie Srdjan Lakic, Bamba Anderson, Alexander Meier oder Marco Russ zielsicher einsetzen könnte. "Barnetta kann das", glaubt Veh. Diese Stärke sei einer von vielen Gründen für die Verpflichtung gewesen, die die Eintracht in letzter Sekunde verwirklicht hat. Die Frankfurter konnten sich den Spieler erst leisten, als die Preise am Ende der Transferperiode gefallen waren. "Nachgedacht hatten wir über ihn schon länger", sagt Veh.
Barnetta kommt mit viel Selbstvertrauen nach Frankfurt. "In Schalke habe ich von Trainer Keller nie die Chance erhalten, die ich mir erwünscht hätte", wird er in einer Schweizer Zeitung zitiert, "in Frankfurt kann ich mit meiner Erfahrung bestimmt helfen."
Bei der Eintracht erhofft sich der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler viel Spielpraxis und damit die Chance, weiter der Schweizer Nationalmannschaft anzugehören. Das große Ziel für Barnetta, der schon 70 Länderspiele absolviert hat, ist die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Brasilien. Der Wechsel nach Frankfurt sei so gesehen eine "Win-win-Situation".
Nicht nur, aber auch mit Barnetta hat Veh trotz der Ausfälle leistungsstarke Alternativen fürs Spiel in Bremen, zumal sich Alex Meier und Sebastian Rode zurückgemeldet haben. Das gilt auch für die offensive Abteilung, für die sich Lakic nach seinem Hexenschuss zurückgemeldet hat. Der Kroate konkurriert mit Kadlec und Joselu um einen Platz. Den Spanier Joselu hat der Eintracht-Trainer beim Freundschaftsspiel gegen den FSV nicht so schlecht gesehen wie manche Kritiker. "Gerade in der ersten Halbzeit hat er gut gespielt", sagt Veh.
Er erneuerte seine grundsätzliche Einschätzung Joselus. "Von den Fähigkeiten her ist er einer der Besten in der Bundesliga", sagt er, "er ist schnell, hat ein gutes Kopfballspiel, gute Technik und ist beidbeinig." Und doch könnten Lakic und Kadlec die Nase vorn haben, denn nicht immer ist Veh mit der Einstellung Joselus zufrieden. "Es liegt alleine an ihm", sagt er.