Die Frankfurter Eintracht ist weiter auf Stürmersuche. Der geplante Transfer des Hoffenheimers Joselu droht zu platzen, auch bei den Bemühungen um den Tschechen Vaclav Kadlec von Sparta Prag sind die Verhandlungen zwar nicht abgebrochen, aber doch ziemlich festgefahren. Einiges deutet daraufhin, dass Trainer Armin Veh am Sonntag ohne neuen Angreifer ins erste Trainingslager nach Österreich aufbrechen wird.
Dementsprechend mies war die Stimmung gestern am Rande des Trainingsplatzes. Das Problem der Eintracht: Das Interesse an den Fußballprofis ist durch undichte Stellen, vermutlich innerhalb des Clubs, zu früh öffentlich geworden. Und durch die entstandene Öffentlichkeit sind nicht nur die Preise gestiegen, sondern auch die anderen Vereine wach geworden und bieten nun mit. Im Fall des Fürther Mittelfeldspielers Edgar Prib, der sich mit Frankfurt einig war, dann aber doch nach Hannover gewechselt ist, war das in dieser Transferperiode schon einmal zum Nachteil der Eintracht deutlich geworden.
Andere Interessenten
Bei Joselu könnte ähnliches passieren. Mit dem 23 Jahre alten Spanier aus Hoffenheim schien die Eintracht zur Wochenmitte scheinbar schon am Ziel. Doch durch eine mit Vertragsdetails angereicherte Meldung auf "bild.de", der Transfer sei bereits perfekt, hat die Angelegenheit eine Eigendynamik bekommen, die sich negativ im Sinne der Eintracht auswirkt. "Es ist alles schwieriger geworden durch so ein paar Aktionen", sagte der sichtlich genervte Sportdirektor Bruno Hübner. Längst gibt es für den spanischen Stürmer, der vor einem Jahr für eine Ablösesumme von sechs Millionen Euro von der zweiten Mannschaft von Real Madrid nach Hoffenheim gewechselt ist, auch andere Interessenten. Die "Besitzverhältnisse" des Spielers seien kompliziert, heißt es.
Zwar liegen die Transferrechte bei der TSG Hoffenheim, aber es gibt ganz offensichtlich mehrere Berater, die sich nun eingeschaltet haben. In Frankfurt hat dies am Donnerstag dazu geführt, dass die Verhandlungen am Abend festgefahren waren. Am Freitag herrschte dann komplette Funkstille. "Heute passiert nichts mehr", sagte der verärgerte Trainer Veh.
Zu viel gebabbelt
Dass die Verhandlungen quasi vor den Augen der Öffentlichkeit geführt werden - die "Bild"-Zeitung hat ein zeitliches wie bildliches Protokoll abgedruckt - sorgt intern für Wirbel. Der eine oder andere bei der Eintracht vermutet ein Informationsleck in den eigenen Reihen. Der vermeintliche Maulwurf wird gesucht. "Bei uns wird einfach zu viel gebabbelt", hatte der Trainer schon am Mittwoch geklagt. Veh ist es, der die stockenden Verhandlungen und mögliche geplatzte Transfers ausbaden muss. Noch immer wartet er auf zwei Stürmer und einen weiteren Defensivspieler, die alle noch geholt werden sollen.
Auch in der anderen Richtung der Transferautobahn herrscht derzeit Stau. Olivier Occean soll abgegeben werden, das ist kein Geheimnis. Mit dem FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf, dem Karlsruher SC und zuletzt dem 1. FC Kaiserslautern gibt es immer mal wieder Interesse aus der Zweiten Liga am ehemaligen Zweitliga-Torjäger. Doch noch hat Occean keinen neuen Arbeitgeber gefunden, auch hier geht’s ums Geld. Immerhin hat die Eintracht voriges Jahr 1,3 Millionen Euro Ablöse für den Kanadier bezahlt und will nun wenigstens einen Teil davon wieder erlösen. Occean selbst wiederum bezieht in Frankfurt ein so hohes Gehalt, dass viele Zweitligisten nicht mithalten können.
So ist es durchaus möglich, dass die Frankfurter am Sonntagmorgen ohne neuen Stürmer, dafür aber mit dem alten in das einwöchige Trainingslager in Feldkirchen fahren werden. Im neuen Mannschaftsbus sitzen wird übrigens auch Vadim Demidov. Der Norweger, zuletzt ausgeliehen nach Spanien, war in den letzten Tagen zu Verhandlungen mit anderen Vereinen freigestellt. Da er noch keinen neuen Club gefunden hat, gehört er wieder zum Eintracht-Kader.