Vom ersten Trainingstag in Österreich an war Armin Veh die Ruhe in Person gewesen. Der Trainer wusste, dass in Frankfurt fieberhaft daran gearbeitet wurde, die vom Trainer verlangten Stürmer zur Eintracht zu holen. Gestern Mittag, nach der ersten Einheit, kam dann die ersehnte Nachricht: José Luis Sanmartin Mato, genannt Joselu, wird künftig für den Fußball-Bundesligisten auf Torejagd gehen. Gestern Abend hat er im Mannschaftshotel nahe Feldkirchen eingecheckt. Die Eintracht hat Joselu für ein Jahr von 1899 Hoffenheim ausgeliehen "Ich bin froh, dass es geklappt hat. Ich denke, dass er mehr Potenzial hat, als er bislang in der Bundesliga gezeigt hat", meinte Veh.
So hat eine tagelange Hängepartie für die Eintracht ein gutes Ende gefunden. Mitte der vergangenen Woche waren die Verhandlungen über den 23 Jahre alten Spanier, der in Stuttgart geboren wurde, ins Stocken geraten. Die Besitzverhältnisse erwiesen sich als schwierig, auch eine Vermarktungsagentur erhob Ansprüche bezüglich des Transfers. Bei Gesprächen mit dem Spieler in Frankfurt und einem noblen Restaurant in Neu-Isenburg saßen zeitweilig vier Berater mit am Tisch. Das ganze wurde von einer Zeitung mit einer Fotoserie dokumentiert. Mit der Vertraulichkeit war es vorbei, was Veh auf die Palme brachte: "Hier wird zu viel gebabbelt."
Am Ende aber wurde auch gehandelt. "Joselu ist ein Spieler, der mir schon letztes Jahr gut gefallen hat und den ich unbedingt wollte", sagt der Trainer. Der Eintracht ist der Spanier, der nur wenig Deutsch spricht, eine Leihgebühr von rund 800 000 Euro wert. Veh will den 1,91 Meter langen Angreifer als zentrale Spitze einsetzen. Er schätzt an dem jungen Mann vor allem dessen Einstellung zum Beruf: "Er ist ein richtiger Arbeiter."
"Bruno Hübner und Armin Veh haben mir von Beginn an das Gefühl vermittelt, dass sie mich in ihrer Mannschaft gut gebrauchen können", erklärte Joselu. "Ich bin überzeugt, dass ich bei der Eintracht einen weiteren Entwicklungsschritt machen werde.
Der war ihm in Hoffenheim, wo er seit Mitte 2012 unter Vertrag stand und einen Vertrag bis 2016 hat, nicht gelungen. Fünf Tore in 25 Spielen stehen in der Bilanz. Und am Ende, nach dem Klassenerhalt, die Verbannung in die sogenannte "Trainingsgruppe 2" durch Trainer Markus Gisdol. Ein heftiger Knick in der Vita des Stürmers, für den Hoffenheim einst sechs Millionen Euro an Real Madrid überwiesen hat. Dort war Joselu mit 19 Treffern für das Zweitliga-Team Torschützenkönig. Einmal kam er in der ersten Mannschaft zum Einsatz und erzielte prompt ebenfalls gleich ein Tor - auf Vorlage von Cristiano Ronaldo. Das hat er allen seinen künftigen Kollegen voraus.
Mit Joselu und Srdjan Lakic ist die Besetzung im Eintracht-Sturm aber immer noch nicht komplett. "Jetzt haben wir zwei, brauchen aber drei. Es wird sicher noch einer kommen", erklärte Veh gestern. Ein Kandidat ist weiterhin der Däne Nicklas Bendtner. "Ich kann mir schlechtere Spieler vorstellen", meint Veh vielsagend über das "enfant terrible" von Arsenal London. Ansonsten will er die Personalie noch nicht weiter kommentieren.
So ist der Kader nun schon fast komplett, was die Laune des Trainers weiter hebt: "Wir sind ein großes Stück weiter als im letzten Jahr zu dieser Zeit", sagt Veh. Vor allem in Abwehr und Mittelfeld sieht er sein Team schon gut aufgestellt. Nun hofft er, dass der Kader während der Saisonvorbereitung von Verletzungen verschont bleibt.
Unter anderem deshalb ist bei den Trainingsspielen auch der letzte Einsatz mit Grätschen verboten: "Die Spieler sind zwar fit, aber das Gefühl für den Wettkampf ist nach fünf Wochen Urlaub noch nicht ganz da", weiß der Trainer. Deshalb wird es im ersten Trainingslager auch nur ein Testspiel, am Samstag beim Zweitligisten St. Pölten, geben. In dieser Hinsicht hat Veh im Laufe seines Trainerlebens dazu gelernt: "Beim VfB Stuttgart hatte ich nach der Meisterschaft 2007 während der Vorbereitung zeitweilig zehn Verletzte". Kein gutes Omen: Nur wenige Monate später war für ihn Schluss im Schwabenland.