Die Shopping-Meile ist erkundet, die Spielekonsole hat kaum noch Anziehungskraft, die Tischtennis-Turniere reißen auch niemandem mehr vom Hocker: Die deutschen Fußballerinnen haben genug vom Freizeitprogramm in Växjö und sind heiß darauf, die ersten drei Punkte in Smaland abzuholen. "Es wird Zeit, dass es los geht. Es geht darum, zu gewinnen", sagte Spielführerin Nadine Angerer mit Blick auf den EM-Auftakt der Titelverteidigerinnen am Donnerstag in der südschwedischen Provinz Smaland gegen die Niederlande (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport).
Auch die Bundestrainerin, die trotz der Verletztenmisere mit ihrem Team den sechsten Triumph in Folge und den achten insgesamt anpeilt, kann den ersten Anpfiff kaum noch abwarten. "Ich freue mich einfach, mit dieser Mannschaft arbeiten zu können. Es macht sehr viel Spaß", äußerte Silvia Neid: "Die jungen Spielerinnen sind mit voller Leidenschaft dabei, die älteren bringen ihre Erfahrung ein. Das ist eine gute Mischung. Zudem sind wir nach den Verletzungen als Team zusammengerückt."
Obwohl Neid auf die sechs Stammkräfte Kim Kulig, Viola Odebrecht, Verena Faißt, Babett Peter, Linda Bresonik und Alexandra Popp wegen Verletzung oder Krankheit verzichten muss, hat die Trainerin ihre Startelf schon weitgehend im Kopf. Überraschungen sind nicht zu erwarten. Neid, die ihren Kader aufgrund der Ausfälle stark verjüngt hat (23,5 Jahre im Durchschnitt), wird in weiten Teilen auf die Mannschaft aus den zurückliegenden beiden Testspielen gegen Kanada (1:0) und Weltmeister Japan (4:2) bauen.
Die 49-Jährige, die noch neun Europameisterinnen von 2009 und zehn Teilnehmerinnen der WM 2011 nominiert hat, überlässt auch mit Blick auf den ersten Gegner nichts dem Zufall. Die Niederländerinnen wurden im zurückliegenden halben Jahr bei allen Spielen beobachtet, am Dienstag wurde den Spielerinnen das Video-Material vorgeführt.
"Nachdem wir jetzt die Bilder gesehen haben, steigt langsam die Aufregung. Wir konzentrieren uns voll auf die Niederlande. Aber mit Blick auf die weiteren Spiele wissen wird, dass wir uns bei diesem Turnier keine schlechte Halbzeit leisten können", sagte Angerer, die mit ihren Teamkolleginnen in den weiteren Partien der Gruppe B am Sonntag auf Island und am 17. Juli auf den zweimaligen Europameister Norwegen trifft.
Schwedische Vorfreude
Gastgeber Schweden hofft im Eröffnungsspiel gegen Dänemark auf einen optimalen Start ins Heimturnier. Im zweiten Spiel der Gruppe A treffen Italien und Finnland in Halmstad aufeinander. Schwedens Torjägerin Sofia Jakobsson kann den Auftakt des Heimturniers am heutigen Mittwoch kaum erwarten. "Davon habe ich immer geträumt. Der Gedanke daran sorgt dafür, dass ich jeden Tag ein Lächeln auf den Lippen habe", sagte die Stürmerin von Chelsea LFC vor dem Anpfiff in Göteborg.
Schweden als Gewinner der ersten EM 1984 will unter Pia Sundhage, die im Vorjahr nach ihrer Zeit als Cheftrainerin der USA in ihre Heimat zurückkehrte, wieder an die großen früheren Erfolge anknüpfen. Das Turnier daheim kommt den Schwedinnen gerade recht. "Alle haben das Gefühl, dass etwas wirklich Großes passieren wird, nur wenige Länder bekommen die Chance, so eine große Endrunde ausrichten zu dürfen. Ich habe schon an vielen Turnieren teilgenommen, aber noch nie vor eigenen Fans", erklärte Spielmacherin Caroline Seger. Die 28-Jährige baut auch auf die totale Unterstützung der Zuschauer: "Ich hoffe, die Leute strömen in die Stadien."