Auf der Anlage des TC Bad Homburg stehen sich im Spitzen-Einzel im Herren-Regionalliga-Derby (ab 11 Uhr) zwischen dem TCH und der Frankfurter Eintracht zwei Akteure gegenüber, die zu den besten 250 Spielern der Welt gehören. Beleg dafür ist die am Montag veröffentlichte aktuelle Weltrangliste der ATP, auf der der am 12. Juli 1991 in Sarajevo geborenen Mirza Basic vom TC Bad Homburg an Position 215 geführt wird und der am 19. November 1987 in Frankfurt zur Welt gekommene Eintrachtler Tim Pütz auf Rang 239.
Vor allem auf den in Usingen lebenden Pütz darf man gespannt sein, denn in seiner ersten Saison als Tennis-Profi hat er bereits drei mit jeweils 15 000 Dollar dotierte Future-Turniere gewonnen - das erste im Januar im französischen Bagnoles, das bislang letzte am 10. Juni in Essen mit einem 6:2, 7:5 im Finale gegen den Kronberger Steven Moneke.
Moneke ist übrigens neben dem in Bad Homburg an Nummer zwei spielenden Grünberger Julian Lenz (Hessenmeister 2012) einer der häufigsten Trainingspartner von Pütz, dem der Sport quasi in die Wiege gelegt worden ist. "Sportgenetisch" wurde der Rechtshänders nämlich sowohl von Vater Manfred (ehemaliger Fußballer, unter anderem beim TuS Weilnau, sowie langjähriger Tennisspieler und -trainer und aktuell Abteilungsleiter beim FC Kalbach) als auch von Opa Hans (89) geprägt, dem früheren Fußball-Jugendwart des Hochtaunuskreises.
Erste Schläge für den UTHC
Vom 6. bis zum 14. Lebensjahr probierte Tim Pütz Tischtennis Karate, Fußball, Handball, Leichtathletik und Badminton aus, ehe er beim Tennis "hängen" blieb und bei Papa Manfred auf der UTHC-Anlage am Hattsteinweiher die ersten Trainerstunden erhielt. Pütz senior: "Sobald er laufen konnte, hat Tim einen Tennisschläger in der Hand gehabt!" Der besseren Ausbildungsmöglichkeiten wegen wechselte Pütz junior zum Tennispark nach Rosbach (der sich inzwischen in TC Sportwelt Rosbach umbenannt hat), spielte dort in der U 14 und der U 18 und stieg mit dem Schülerteam in die Bezirksoberliga Wiesbaden auf, die höchste Liga in dieser Altersklasse.
2004 kam er zu seinen ersten drei Einsätzen in der Herren-Hessenligamannschaft der Rosbacher und ein Jahr später startete er beim TC Bergen-Enkheim sowohl bei den Junioren als auch im ersten Herrenteam. Mit großem Erfolg, denn die U 18 wurde Meister in der Verbandsliga und die Herrenmannschaft Meister in der Gruppenliga. Darüber hinaus gewann Tim Pütz in der Saison 2005 bei Herrenturnieren seine ersten Prämien.
Seit dem Abi-Jahr 2007 schwingt er für die Frankfurter Eintracht am Riederwald das Racket, wobei er bis zum Vorjahr die meiste Zeit des Jahres an der University of Auburn im US-Bundesstaat Alabama verbracht hat. Dort hat er mit einem Tennis-Stipendium ausgestattet im Vorjahr mit dem Bachelor in VWL (Ergänzung von Mutter Heidi: "Mit summa cum laude!") seinen Abschluss erworben. Die weitere akademische Ausbildung zum Masters wollte er anschließend am liebsten in Frankfurt in Angriff nehmen, aber da ihm als Studienorte zunächst nur München und Mannheim angeboten wurden, entschied er sich im Herbst 2012, erst einmal auf "die Tour" zu gehen und als Tennis-Profi seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Bereut hat er diesen Schritt noch keinen Augenblick, denn diese Entscheidung ermöglicht es ihm, neben dem Tennis seinen familiären Status beizubehalten: er lebt weiterhin bei den Eltern in Usingen und hat den jüngeren Bruder Tom als Trainingspartner, wenn der nicht gerade in Alabama für sein Uni-Team oder in der Verbandsliga Hessen für den SC Sachsenhausen/Forsthausstraße auf dem Platz steht. Darüber hinaus genießt er es, sich mit den "alten Freunden" aus der Jugendzeit zu treffen und gemeinsam die Freizeit zu gestalten.
Zuletzt ging es über drei Sätze
Bezüglich des Regionalliga-Derbys am morgigen Samstag zwischen der Eintracht und dem TC Bad Homburg hat Pütz eine ganz konkrete Zahl vor Augen: "Das Spiel endet 5:4 - ich weiß allerdings noch nicht für wen!" Vielleicht gibt ja erneut sein Einzel den Ausschlag, denn im bislang einzigen Match gegen Mirza Basic setzte sich Pütz am 20. Juli 2011 im Kurpark gegen den Rechtshänder aus Bosnien und Herzegowina mit 4:6, 6:4, 6:3 durch, was schließlich die Basis für den 12:9-Erfolg von Frankfurt war. Und die stieg am Ende jener Hessenliga-Runde mit 14:2 Punkten in die Regionalliga Südwest auf.