Heribert Bruchhagen ist schon lange dabei im Fußball-Geschäft. Aber selbst den alten Fahrensmann hat der Bundesliga-Spielplan der neuen Saison fast ein bisschen geschockt. "Schlimmer geht es nun wirklich nicht mehr", sagte Eintracht Frankfurts Vorstandsvorsitzender gestern. "Das muss jemand gemacht haben, der es nicht gut meint mit der Eintracht."
Die ersten beiden Auswärtsspiele führen zu den Aufsteigern Hertha BSC Berlin am ersten Spieltag und Eintracht Braunschweig am dritten Spieltag. Die ersten beiden Heimspiele muss die Eintracht gegen die besten Mannschaften Europas austragen - am zweiten Spieltag gegen Triple-Gewinner Bayern München, am vierten gegen Champions-League-Finalist Borussia Dortmund. Und als sei dies alles noch nicht schwer genug, müssen die Frankfurter am fünften und sechsten Spieltag zwei Auswärtsspiele in Folge bestreiten, zunächst bei Werder Bremen, dann beim VfB Stuttgart. "Alles was man sich nicht wünscht, ist eingetreten", sagt Bruchhagen.
Matmour in die Pfalz
Der 64-jährige Eintracht-Chef kann nur einen einzigen "klitzekleinen Vorteil" erkennen. Läuft die Vorbereitung ohne nennenswerte Verletzungsausfälle ab, kann Trainer Armin Veh mit einer eingespielten Mannschaft in die Saison starten. "Die Truppe, die an den letzten fünf Spieltagen ungeschlagen geblieben ist, steht uns ja weiter zur Verfügung", sagt Bruchhagen. Das stimmt zwar grundsätzlich, aber nicht im Detail, denn Oka Nikolov und Karim Matmour, die mitgeholfen haben, die Eintracht in den Europapokal zu bringen, gehören ja nicht mehr zum Aufgebot. Nikolov wechselt zu Philadelphia Union nach Amerika, Matmour erhält beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern einen Zweijahresvertrag.
Das Fehlen dieser beiden sollte freilich keine Schwächung sein. Denn Stammkeeper Kevin Trapp wird nach seinem Mittelhandbruch zum Saisonstart wieder zur Verfügung stehen. Im Pokalspiel Anfang August beim FV Illertissen ist er allerdings wegen seines Platzverweises beim letztjährigen Pokal-Aus in Aue gesperrt.
Nikolovs Nachfolger
Trapp wird dann vertreten von Felix Wiedwald. Den Torhüter des aus der Zweiten Liga verbannten MSV Duisburg haben die Frankfurter gestern als Nikolovs Nachfolger ablösefrei für zwei Jahre unter Vertrag genommen. Der 23-Jährige spielte vor seinem Duisburg-Engagement in der Bremer U 23, stand auch ein Jahr in Werders Profikader.
Zu Eintrachts Nummer eins Trapp gibt es eine verblüffende Parallele: Wie sein zukünftiger Kollege hat sich auch Wiedwald in der abgelaufenen Runde einen Mittelhandbruch zugezogen. Passiert ist das Malheur am 18. November gegen Erzgebirge Aue. Schon zu Beginn der Rückrunde war der 1,90 Meter große Keeper wieder einsatzfähig. Für die Duisburger hat er trotzdem 27 Saisonspiele in der Liga und zwei im Pokal absolviert.
Eine Baustelle hat die Eintracht so geschlossen, die anderen, vor allem im Angriff, sind noch immer offen. Das jüngste Gerücht besagt, dass man sich um den ehemaligen Bayern-Stürmer Roque Santa Cruz bemüht, zuletzt beim Champions-League-Halbfinalisten FC Malaga unter Vertrag. "Darüber kann ich nur schmunzeln", sagt Bruchhagen, "ich weiß gar nicht, wie so etwas überhaupt aufkommen kann". Der 31 Jahre alte Santa Cruz spiele in einer finanziellen Liga weit abseits der Frankfurter Gehaltsstrukturen.