Es hat mittlerweile Tradition, dass die Zweite Liga immer zwei Wochen vor der Fußball-Bundesliga ihren Spielbetrieb aufnimmt. So wollen die Clubs aus dem Bundesliga-Unterhaus Werbung in eigener Sache betreiben. Dem FSV Frankfurt, der gestern in seine sechste Zweitliga-Spielzeit in Folge startete, ist dies allerdings völlig misslungen.
Die Bornheimer, die bekanntlich um jeden Zuschauer kämpfen, konnten gestern Nachmittag bei Temperaturen von knapp 30 Grad im Schatten die Werbetrommel nicht rühren. Die Mannschaft von Cheftrainer Benno Möhlmann unterlag vor 8016 Besuchern im Frankfurter Volksbank Stadion, darunter knapp 3000 mitgereiste Gäste-Fans, dem Karlsruher SC nicht einmal unverdient mit 0:1 (0:0).
Viele Fehler, wenig Mut
Damit ist das Überraschungsteam der abgelaufenen Saison schon gleich im ersten Spiel der neuen Spielzeit unsanft auf dem Boden der Realität gelandet. Oder wie es Möhlmann formulierte: "Wir sind wieder mitten drin im Fußballer-Leben der Zweiten Liga. In der Liga muss man in jedem Spiel gute Leistungen bringen, um Spiele zu gewinnen. Und das haben wir heute letztendlich nicht geschafft. Weder bei den elementaren Dingen wie eine saubere Ballannahme oder dem Passspiel. Wenn ich richtig überlege, kann ich keine klare Torchance für uns benennen", kritisierte Möhlmann den ideenlosen Auftritt seiner Mannschaft, in der mit Marcel Kandziora, Markus Ziereis, Joan Oumari und Joni Kauko gleich vier Neuzugänge in der Startformation standen.
Jenes Quartett und auch der Rest der Mannschaft, die in der vergangenen Saison auf dem vierten Platz landete, wird sich erheblich steigern müssen, um nicht frühzeitig in den Abstiegskampf verwickelt zu werden. "Wir haben nicht das auf den Platz gebracht, was wir eigentlich können. Dass muss sich schnell ändern. Wir haben zu viele Fehler gemacht und hatten zu wenig Mut. In der letzten Saison war es Bestandteil unseres Spiels, dass wir nur sehr wenig Fehler gemacht haben", erklärte Möhlmann und meinte vor allem jene Szene, die zum Siegtreffer des KSC führte.
Als sich nämlich die meisten Zuschauern schon mit einer Nulldiät abgefunden hatten und die Beine der hitzegeplagten Profis immer schwerer wurden, unterlief ausgerechnet Björn Schlicke, dem so erfahrenen Abwehrchef der Bornheimer, ein folgenschwerer Fauxpas. Nach einem von Selcuk Alibaz getretenen Eckball war nämlich Dominic Peitz zur Stelle und erzielte aus kurzer Distanz sechs Minuten vor Abpfiff dieser schwachen Begegnung mit dem Kopf das 1:0.
Schlicke einsichtig
Der kopfballstarke Schlicke, der dem baumlangen Mittelfeldspieler des Neulings bei Standardsituationen zugeteilt war, hatte in dieser Situation schlichtweg geschlafen. "Das Tor nehme ich natürlich auf meine Kappe. Es ist natürlich sehr bitter, wenn man am ersten Spieltag mit null Punkten vom Platz geht. Aber das wirft die Mannschaft nicht um. Es gibt sicherlich Potenzial zu Verbesserung, aber wir haben noch 33 Spiele vor uns, die nicht alle so laufen werden", sagte Schlicke nach der Niederlage, die für den Kapitän lehrreich war: "Jetzt wissen wir, was wir verbessern müssen und wo wir stehen". Mitten drin eben im Fußballer-Leben der Zweiten Liga, die sich die vom Erfolg verwöhnten Bornheimer Fans, zumindest aus tabellarischer Sicht, im Moment von unten aus betrachten müssen.