Eigentlich ist es in jedem Sommer das gleiche Ritual. Die Trainer der 18 Fußball-Bundesligisten versichern, dass sie optimal vorbereitet in die Saison gehen. Da macht Eintracht Frankfurts Trainer Armin Veh keine Ausnahme. "Was soll ich sonst auch sagen? Das Wetter hier war prima, die Bedingungen optimal, wir konnten alle vorgesehenen Einheiten durchziehen. Also war es ein gelungenes Trainingslager", sagte Veh über die Zeit in Tirol noch vor dem abschließenden Testspiel gegen Kayserispor (siehe nebenstehenden Artikel).
Doch der 52-Jährige weiß auch, dass gute Leistungen während der Vorbereitung keine Garantie für eine erfolgreiche Saison bedeuten: "Wir haben lediglich die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass es eine gute Saison werden kann. Was sie dann bringt, werden wir sehen." Mit gewisser Sorge schaut der Coach auf den August mit seinem Hammer-Programm: "Der Terminplaner mag die Eintracht wohl nicht. Dieser Anfang ist total bescheuert." Auswärtsspiele bei den Aufsteigern Berlin und Braunschweig, Heimspiele gegen München und Dortmund sowie die Qualifikationsspiele für die Europa League, da ist die Gefahr von einem Fehlstart nicht von der Hand zu weisen. Dass auf der anderen Seite gerade wegen diesen schweren Aufgaben auch die kleine Chance besteht, einen erneut sensationellen Start zu erwischen, will er nicht kommentieren.
Veh stimmt aber optimistisch, "dass die wenigen Neuen, die wir haben, fußballerisch und menschlich gut zu uns passen". Und ein weiterer Stürmer, am liebsten der Tscheche Vaclav Kadlec, wird ja noch kommen.
Spielerisch scheint die Eintracht an die Leistungen der vergangenen Vorrunde anknüpfen zu können, beim 5:1 gegen Bursaspor waren zumindest sehr schöne Kombinationen und große Laufbereitschaft zu sehen. Aber auch da warnt der Coach, der es diesmal vermeidet, ein konkretes Saisonziel zu benennen: "Ergebnisse von Testspielen bewerte ich nicht. Man weiß nie, ob der Gegner gerade in einer Phase ist, in der er wegen hohen Belastungen seine richtige Leistung nicht abrufen kann."
Noch die Ruhe selbst
Außerdem habe man oft genug gesehen, dass nicht immer die bessere Mannschaft den Platz als Sieger verlassen darf: "Während der Saison geht es in erster Linie nicht um das schönere Spiel, es geht um die Punkte." Was bei ihm dazu führt, dass er sich nicht auf eine spezielle Partie, beispielsweise gegen die Bayern, freut: "Ich freue mich auf alle Spiele, die wir am Ende gewonnen haben. Wir sind halt nicht so dominant in der Liga, dass wir sagen können, wir gewinnen alles."
Dass Veh in Zukunft auf mehr Variabilität setzt, zeigte sich in vielen Trainingseinheiten im Ötztal. Nicht nur verschiedene Spielsysteme wurden ausprobiert, auch die gelben Hemdchen, die eigentlich ein Zeichen für die Stammformation sind, wechselten häufiger als im vorigen Jahr ihre Besitzer.
An der Spitze der Hierarchie wird sich dagegen nichts ändern, Pirmin Schwegler trägt weiter die Kapitänsbinde: "Warum sollte ich da auch etwas ändern?" Der Mannschaftsrat wird dagegen von den Spielern gewählt. Durch die Abgänge von Oka Nikolov und Heiko Butscher werden andere in die Bresche springen müssen. Auch wenn beide über die gesamte Saison gesehen auf dem Platz keine dominierende Rolle spielten, könnten die beiden innerhalb der Kabine in Zukunft manchmal vermisst werden.
Noch sind es rund eineinhalb Wochen bis zum ersten Pflichtspiel, noch ist Veh die Ruhe selbst, obwohl er weiter auf den "Königs-Transfer" warten muss: "Nervös werde ich immer erst am Spieltag."
Das Spiel gegen Kayserispor war die letzte Einheit des neuntägigen Trainingslagers in Längenfeld. Am Mittwoch darf die Mannschaft zunächst ausschlafen und wird dann mit dem Bus in einer knappen Stunde nach Innsbruck fahren. Von dort geht es mit dem Flugzeug nach Frankfurt zurück. Dort wird Veh dann am Freitagnachmittag zur nächsten Einheit bitten.