Seitdem in der Turniersportart auch in Deutschland Wettkämpfe ausgetragen werden - seit 2008 -, schaffte es der Deutsche Racketlon Verband (DRaV) noch nie, den Weltmeistertitel zu holen. Unter tatkräftiger Mithilfe eines Hofheimers gelang dieses Kunststück nun ausgerechnet gegen den Nachbarn, Dauerrivalen und Angstgegner Österreich. Die Regeln bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft in Alphen aan den Rijn (Niederlande) waren die gleichen wie im Einzel - Eins gegen Eins, vom kleinsten bis zum größten Schläger, vier Sätze, wer zusammengerechnet am meisten Punkte sammelt, gewinnt - mit einer Ausnahme: Gespielt wurde nur bis 11 Punkte statt bis 21 Punkte. Am erfolgreichsten tat dies das Sextett aus Deutschland. "Wir haben quasi Revanche genommen", freut sich Alexander Köpf. Der Verkaufsleiter aus Marxheim hat gemeinsam mit dem noch aktiven DRaV-Präsident Thorsten Deck und Ottmar Neidhardt aus Heidelberg, den Geschwistern Nathalie und Markus Zeoli aus Bad Säckingen nahe der Schweizer Grenze, sowie Christian Wiessner aus Hamburg den Weltmeister-Titel geholt und die Niederlage aus dem Finale 2012 gegen Österreich gerächt. Auch die Gegner im Viertel- und Halbfinale waren mit Dänemark und Schweden keine unbekannten Racketlon-Nationen.
In Skandinavien erfunden
Gerade die Skandinavier sind immer schwere Gegner, schließlich wurde die junge Sportart Anfang der 90er Jahre dort erfunden. Deutsche fanden erst nach der Jahrtausend-Wende größeren Gefallen an dem Kombinations-Wettkampf aus Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis. In Anlehnung an Sportarten wie Biathlon, Triathlon oder Zehnkampf startete Racketlon in Deutschland mit einem Turnier pro Saison. "Die Basis aus sportbegeisterten Spielern war aber schon damals da", erinnert sich Alexander Köpf. Der Hofheimer kam gemeinsam mit Thomas Branke aus Weilbach auf die Idee, den Deutschen Racketlon Verband und eine Bundesliga zu gründen. Die Wurzeln dieser Sportart in Deutschland liegen also mehr oder weniger im Main-Taunus-Kreis. Da aber etliche Versuche, auch in der Region einen Racketlon-Verein zu gründen, besonders wegen fehlender Logistik und Räumlichkeiten scheiterten, zog es Branke und Köpf mit zwei Freunden in die Nähe von Gießen.
Bundesliga seit 2008
Bei den "Racketeers Linden", die mittlerweile mit drei Titeln deutscher Rekordmeister in der Racketlon-Bundesliga sind, begannen Köpf und sein Freund, die Sportart weiter zu etablieren. Schon in der ersten Saison 2008 spielten zehn Vereine in der Bundesliga. Der offiziell eingetragene Deutsche Racketlon Verband (DRaV) begann ebenfalls rasant zu wachsen. "Das war dann schnell keine Randsportart mehr, sondern richtiger Breitensport", erzählt Köpf. Als Sportwart begleitet er Racketlon schon mehr als fünf Jahre. Die mittlerweile 30 Vereine und vier Ligen sind europaweit einzigartig, und die Sportart wächst nach Aussage von Alexander Köpf "weiter und weiter". Nur so konnte Österreich, die führende Racketlon-Nation der letzten fünf Jahre, in die Schranken gewiesen werden. Von dem Sieg bei der Weltmeisterschaft und dem Titel erhoffen sich die Verantwortlichen um Alexander Köpf weiteren Zulauf für ihre Sportart. "Jeder kann Racketlon spielen", sagt der Weltmeister aus Hofheim und glaubt, dass die Kombination aus Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis nicht nur großen Spaß bringt, sondern auch ein schier unerschöpfliches Repertoire an Verfeinerungs- und Verbesserungsmöglichkeiten bietet.
Bald auch im Kreis?
Dafür, dass die Ausnahmestellung der deutschen Racketlon-Spieler gehalten und ausgebaut werden kann und vielleicht sogar auch schon bald im Main-Taunus-Kreis der erste Racketlon-Verein gegründet werden kann, rührt Alexander Köpf kräftig die Werbetrommel. Nicht nur die stetige Entwicklung "seiner" Sportart, sondern auch die Tatsache, dass im September in Linden die deutschen Meisterschaften ausgerichtet werden, lässt den Hofheimer positiv in die Zukunft blicken. Bei den Titelkämpfen könnten selbstverständlich auch Neu- oder Quereinsteiger schnell für gute Ergebnisse und Überraschungen sorgen. Schließlich ist jedem Ballspieler das Gefühl für Schläger und Bälle in beliebigen Größen und Formen mehr oder weniger in die Wiege gelegt, glaubt der deutsche Racketlon-Sportwart Alexander Köpf, und verspricht: "Man muss es einfach ausprobieren. Die Sportart packt einen wirklich schnell."
Mehr zu der Sportart gibt es online unter www.racketlon.de.