Der befürchtete Besucherschwund blieb aber aus. Rund 12 000 Fußballfreunde bejubelten das Team beim Training, versuchten sich selbst an der Torwand, genossen den strahlenden Sonnenschein auf sattgrünem Rasen rund ums Stadion. Was gab’s zu sehen? FNP-Mitarbeiterin Julia Rösch hat sich unter die Fans gemischt.
Ausgeflippt. Nach Feierabend verwandelt sich Svenja Wesp, 26 Jahre alt, in den ultimativen Eintracht-Fan: Dann streift sie ihr Trikot über und steckt sich ein feuerrotes Irokesen-Haarteil an. Der Eintracht-Adler, den sie sich beim Stand der Frankfurter Neuen Presse auf den Arm hat sprühen lassen, macht das Outfit perfekt. "Leider darf ich so nicht zur Arbeit erscheinen", bedauert Svenja. "Ich arbeite bei der Bahn in der Verwaltung - dort ist eher ein seriöser Look angesagt."
* * *
Geduldig. Gute 100 Meter reichte die Schlange vor dem Ticketschalter, an dem es die heiß begehrten Tageskarten für den Europacup zu kaufen gab - da kann sich die Warterei schon mal hinziehen. Eileen und Kathrin, beide 20, stört das nicht: "Wir sind Fans der Adler, seit wir klein sind - unsere Eltern steckten uns schon in Eintracht-Strampler", erzählen sie. "Ehrensache, dass wir ein bisschen Warten in Kauf nehmen, um unsere Mannschaft live zu unterstützen."
* * *
Mini-Golfer. Ricardo ist erst drei Jahre alt, schießt den Ball aber schon wie ein Großer. Dabei ist das Spiel, das er sich ausgesucht hat, gar nicht einfach: Wie beim Minigolf muss man den Ball über eine Wippe schießen und in einem Loch versenken. Für einen Preis hat’s leider nicht geklappt. Mama Michelle Borchert aber tröstet: "Wir versuchen es nachher noch einmal."
* * *
Erinnerung. Eine dieser Fußballlegenden steht auf dem Rasen und schreibt den jungen Spielern Zahlen auf den Arm - je nachdem, wie viel Tore sie geschossen haben. Es ist Jürgen Sparwasser, jener DDR-Spieler, der im Kampf gegen die bundesdeutsche Auswahl bei der Fußballweltmeisterschaft 1974 das Siegertor für seine Mannschaft schoss. "Ich werde ständig daran erinnert, das Tor wird mich wohl bis an mein Lebensende verfolgen", sagt Sparwasser und wirkt ein bisschen genervt davon. Wie soll das erst im nächsten Jahr werden? Dann feiert die Kult-Partie ihren 40. Geburtstag.
Frankfurt-Wissen musste mitbringen, wer beim Stand der Frankfurter Neuen Presse punkten wollte. Beim Geo-Quiz hatten die Kandidaten nicht nur die Fragen richtig zu beantworten, sondern auch den richtigen Stadtteil auf der Karte zu finden. David Hartmann schlug sich besonders wacker: Er zögerte nicht einmal, als nach dem Standort des Ginnheimer Spargels gefragt wurde (Bockenheim). Als ersten Preis gab es den Eintrag "Urkundenverdächtig" auf dem bunten FNP-Frankfurt-Kenner-Thermometer - und einen Deckel fürs Gerippte, damit nichts den Stöffchegenuss trübt
* * *
Technik zählt. Vor allem bei dem Stand, an dem die Besucher einen Ball über eine Sprungschanze schießen und in einem Korb versenken sollen. Kein Problem für Denis (12): Er geht mehrmals in der Woche zum Training und weiß genau, wie man diese Aufgabe knackt: "Man muss möglichst flach schießen, und nicht zu stark", verrät er, läuft an, schießt - und trifft nicht. Macht nichts; wenigstens die Theorie ist klar.
* * *
Nachwuchs gesucht. Die Fußballschule der Eintracht ist für viele Kinder ein Höhepunkt in den Ferien: Hier schnuppern sie eine Woche lang ins Fußballtraining hinein, bekommen Trikot, Schuhe und Stutzen gestellt und lernen die wichtigsten Techniken für ein schnelles, gutes Spiel. Angenehmer Nebeneffekt für die Veranstalter: Sie können die Augen nach neuen Talenten offenhalten. "Diesmal sind 90 Mädchen und Jungen dabei", freut sich Organisator Clemens Appel. "Besonders toll ist, dass sich ehemalige Spieler und sogar ein paar richtige Fußballlegenden für die Betreuung gemeldet haben. Das motiviert."
* * *
Ausgeknockt, Fußball ist zwar die erfolgreichste, aber nur eine Abteilung des Vereins Eintracht Frankfurt. Insgesamt 16 Sparten bieten ein breites Angebot, sich richtig zu verausgaben. Boxen ist ein Beispiel: Die 180 Mitglieder haben für das Fest sogar einen Sparring aufgebaut und die Besucher eingeladen, sich mit Wettkämpfern zu messen. "Viele unterschätzen die Anforderungen dieses Sports", berichtet Trainer Azzeddine El Karouia. "Sie glauben, dass sie eine Runde à drei Minuten locker durchhalten. Aber man ist immer in Bewegung - das schlaucht." Das merkt auch Timon (11): "Boxen ist anstrengend", keucht er. "Ich bleibe beim Fußball."
* * *
Sonnenbad. Als am späten Nachmittag die Sonne sich ihren Weg durch die graue Wolkendecke bahnt, erklären die Fans die Rasenflächen rund ums Stadion kurzerhand zum Picknick-Areal. Ein Besucher ist besonders entspannt: Er macht es sich auf der mitgebrachten Decke bequem und sonnt sich - unbeeindruckt von dem bunten, lauten Gewusel um ihn herum.
* * *
Mal eben eine Bratwurst mit Kleingeld bezahlen? Geht kaum noch auf großen Festen. Ein elektronisches Bezahlsystem hat sich durchgesetzt, für das die Besucher erst eine Karte mit Guthaben aufladen müssen. Schneller geht’s an den Ständen trotzdem kaum: Die Lesegeräte funktionieren nicht immer.