Ruckzuck war das erste europäische Abenteuer nach längerer Zeit vorbei. Jetzt müssen sich die Fußballer der Frankfurter Eintracht schnell wieder auf den eigentlich wichtigeren Alltag in der Bundesliga konzentrieren. Am Sonntag (15.30 Uhr) müssen sie beim Namensvetter in Braunschweig antreten. Ein Schlüsselspiel, denn beide Teams zieren nach zwei Spieltagen noch ohne Punkt das Tabellenende.
Trainer Armin Veh glaubt, dass es von der Physis her kein Problem ist, drei Tage nach dem 2:0 in der Europa-League-Qualifikation in Aserbaidschan wieder eine gute Leistung abzuliefern: "Das haben wir methodisch im Griff." Doch was ist mit den Köpfen der Spieler, in denen noch die tolle Stimmung vom Nationalstadion von Baku steckt? "Da betreten wir Neuland", gibt der Coach zu. Er hofft, dass Meier und Co. den Schalter so schnell wie er umlegen können. "Ich bin fit", behauptete der 52-Jährige nur gut sechs Stunden nach der Landung in Frankfurt. Und mit einem Augenzwinkern zu den Journalisten: "Ich bin aber ja auch nicht Holzklasse geflogen."
Veh ließ sich nicht in die Karten schauen, wie er sein Team am Sonntag auflaufen lassen wird. Steht Pirmin Schwegler, der die letzten Tage in Frankfurt versucht hatte, die notwendige Fitness zu erhalten, wieder im Kader? Eine ausweichende Antwort: "Er ist ein ganz wichtiger Spieler, aber er muss fit sein."
Und wie sieht es mit Neuzugang Vaclav Kadlec aus? Auch eine ausweichende Antwort. "Er steht voll im Saft, hat in Tschechien schon viel mehr Spiele gemacht als wir." Allerdings sei es schwer, ihm taktische Feinheiten beizubringen, "wenn ich in Baku und er in Frankfurt ist". Immerhin hat er ein paar Variationsmöglichkeiten, obwohl der Kader für eine richtige Rotation zu dünn ist: "Doch in der Breite sind wir etwas besser besetzt als letztes Jahr."
Veh könnte also in Braunschweig zwei, drei Veränderungen vornehmen. Rechts hinten ist Stephan Schröck, der am vergangenen Samstag gegen Ribery gut ausgesehen hatte, eine Alternative für Stefano Celozzi. Doch der hatte gegen Qarabag ebenfalls gefallen, hatte das wichtige, frühe 1:0 eingeleitet. Im Mittelfeld könnte er Takashi Inui eine Pause und Jan Rosenthal eine weitere Chance geben. Bei dem Japaner hatten in Baku Licht und Schatten abgewechselt. Wobei der feine Techniker besonders unter dem unmöglichen Platz gelitten hatte. Der glich mehr einem Kartoffelacker als einem Rasenplatz.
Viel Lob für Meier
Und im Sturm ist die Frage, was er mit Kadlec macht. Es wäre sicher ein Risiko, den 21-Jährigen ohne richtiges Training mit dem neuen Team sofort zu bringen. Aber Vehs Gedanken zu lesen, ist schwer. Er sagt gerne: "Ich denke halt anders als Journalisten" und fügt noch lieber hinzu: "Und im Zweifelsfall entscheide ich genau anders, als ihr glaubt."
Bei einem Spieler sind sich derzeit alle einig: Alexander Meier ist in der Form seines Lebens. "Er ist noch reifer und noch stärker geworden", urteilt Veh über den Mann, der in Aserbaidschan beide Eintracht-Tore erzielt hatte: "Alex ist immer in der Lage, der entscheidende Unterschied zu sein." Vorstands-Chef Heribert Bruchhagen hatte noch am Donnerstag den Langen über den grünen Klee gelobt: "Alex ist phänomenal, er ist ein besonderer Spieler."
Wobei Meier auch bei solchen Lobeshymnen cool bleibt: "Natürlich ist es schön, wenn ich ein Tor schieße. Aber viel schöner und wichtiger ist es, wenn die Mannschaft gewinnt."
Alle wissen, dass es am Sonntag schwerer werden wird als in Baku. Doch das Selbstvertrauen ist gestiegen. "Eigentlich haben wir ja erst ein Spiel verloren, denn gegen die Bayern war es ja ein 1:1", spielte Veh noch einmal auf zwei entscheidende Fehlentscheidungen an. Deshalb sieht er gute Chancen auf die ersten Bundesliga-Punkte in dieser Saison: "Die Bundesliga ist unser wichtigstes Gut. Und man wird nicht besser, wenn man häufig verliert."