Großes Trara und lange Politikerreden wollte Claudia Rath nicht. Deshalb hielten sich auch ihre geladenen Gäste mit großen Worten vornehm zurück. Stattdessen drückten alle ihre Freude über die tolle Leistung der 27-Jährigen auf ihre Art aus: Hände wurden geschüttelt, jeder durfte sie mal drücken, und alle gab ihr etwas mit auf den Weg. Locker und gelöst ging es auf dem Sportgelände ihres TuS Langendernbach zu. Claudia Rath hatte es ihren Freunden, Verwandten, Gönnern und Kollegen so richtig gemütlich gemacht. Und gegessen wurde nicht irgendwas, sondern als Beilage zu gegrillten Steaks und Würstchen - von Papa Gottfried Rath höchstpersönlich gebrutzelt - wurden kohlenhydratarme Salate gereicht. Geschmeckt hat’s allen.
Auch ihr Trainer Jürgen Sammert nebst Gattin, ihre Siebenkampf-Freundin und U20-Welt- und Europameisterin Carolin Schäfer, der der Leichtathletik sehr verbundene Landrat Manfred Michel - zugleich Vorsitzender des Leichtathletikfördervereins Limburg-Weilburg - und Dornburgs Bürgermeister Andreas Höfner waren gekommen. Dazu viele Vereinskollegen des TuS Langendernbach, Mitglieder der Gemeindegremien und auch ihr erster Trainer bei der LG Dornburg, ihr Entdecker und Mentor Klemens Schlimm.
"Manchmal ist es nach einem solchen Wettkampf anstrengender als der Wettkampf selbst", weiß Claudia Rath aus Erfahrung. "Aber so wie heute, ist es einfach auch schön. Mit Leuten zu feiern, die man kennt und mag." Und die Siebenkämpferin ließ die Gedanken in die Zukunft schweifen: "Ich habe mir immer vorgenommen, dann aufzuhören, wenn mir der perfekte Siebenkampf gelungen ist." Denkt sie etwa ans Aufhören? "Nein, der Wettkampf in Moskau war ja nicht perfekt", entgegnet sie gelassen. Hohe Ansprüche. War es die Medaille, die der Sache zur Perfektion verholfen hätte? "Nein, das war’s nicht", sagt sie. "Ich war einfach mit den Ergebnissen in den Wurfdisziplinen nicht zufrieden." Den Speer hätte sie gerne wenigstens über die 40-Meter-Marke geworfen, und die Kugel hätte ruhig ein paar Zentimeter weiter fliegen können. Das wäre die Medaille gewesen.
Deshalb macht sie weiter. Immerhin ist sie derzeit die beste deutsche Siebenkämpferin, und in drei Jahren stehen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro an. Da würde sie schon gerne dabeisein. Allein schon deshalb, weil sie noch eine Rechnung offen hat: 2012 hatte sie bekanntlich die Olympia-Qualifikation in der Tasche gehabt, durfte aber dennoch nicht mit nach London, weil sie "nur" die Drittbeste im Lande war.
Mit der Lockerheit und der Freude, mit der Claudia Rath "das Ding" in Moskau geschaukelt hatte, ist ihr jedenfalls alles zuzutrauen. "Claudia, unsere Beste", stand auf den T-Shirts, die sich ihre Freunde nach der WM in Moskau haben bedrucken lassen. Ja, das ist sie!