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Viel Arbeit für den Boss - Die finanzielle Situation des IOC ist überragend, aber es gibt auch viele offene Fragen

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In einem Punkt kann der neue IOC-Präsident Thomas Bach beruhigt sein: Die Kasse ist prall gefüllt. In den vergangenen elf Jahren haben sich die Rücklagen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf 901 Millionen Dollar (684 Millionen Euro) verneunfacht. Sogar einen Ausfall Olympischer Spiele, Ursprung aller Reichtümer, könnte man verkraften, sagte der scheidende Präsident Jacques Rogge.

Doch diese Gefahr ist abstrakt. Bach steht nach seiner Wahl vor anderen, greifbareren Herausforderungen.

Rogges größtes Fiasko waren die Sommerspiele in Peking 2008, als der Belgier Internetzensur und Missbrauch des weltgrößten Sportereignisses durch die chinesischen Gastgeber hinnehmen musste. Was für Rogge Peking war, könnte für Bach Sotschi werden.

Mögliche Proteste gegen das umstrittene Anti-Homosexuellen-Gesetz und damit verbundene Auswirkungen auf die Geberlaune der Sponsoren machten die IOC-Mitglieder schon in Buenos Aires als großes Risiko aus. "Das könnte viel kaputt machen", sagte IOC-Marketingchef Gerhard Heiberg. Die russischen Organisatoren versichern seit Tagen, Wladimir Putins "Gesetz gegen homosexuelle Propaganda" würde die Spiele "nicht beeinflussen" - eine durchaus gewagte Prognose.

 

Doping und kein Ende

 

Das Dopingproblem ist nach wie vor allgegenwärtig, auch wenn das IOC gerne auf Fortschritte verweist. Eine Dopingstudie der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, derzufolge 29 Prozent der Teilnehmer an der Leichtathletik-WM 2011 in einer anonymen Umfrage zugegeben haben, gedopt zu haben, ist nicht offiziell bestätigt. Die New York Times hatte davon berichtet. Die Zahlen decken sich mit dem, was Experten seit Jahren annehmen. Der Sport, so viel ist klar, ist meilenweit davon entfernt, ein sauberes Geschäft zu sein.

Ebenfalls Sorgen bereiten dem IOC Wettskandale und Manipulationsversuche, die es zwar nicht so heftig wie "König Fußball" treffen, aber dennoch eine finanzielle Bedrohung darstellen. "Es muss weiter sorgfältig geprüft werden, ob, und - wenn ja - welche weitergehenden staatlichen und gesetzgeberischen Maßnahmen im Kampf gegen Wettbetrug und Korruption benötigt werden", sagt Bach.

Zudem war dem IOC zuletzt ein vorlauter Funktionär ein Dorn im Auge, der noch viel Ärger machen könnte. Marius Vizer (Österreich), neuer Boss der Vereinigung der internationalen Sportverbände (Sport-Accord), kündigte Ende Mai für 2017 Weltmeisterschaften mit allen 91 olympischen und nicht-olympischen Sportarten an, die im Ringe-Rhythmus von vier Jahren stattfinden sollen - ein unverfrorener Vorstoß, den Bach verhältnismäßig deutlich kommentierte: "Das IOC wird nicht zulassen, dass das Image der Olympischen Spiele beeinträchtigt wird."

Doch während Vizer sich aus 91 Sportarten nach Gusto ein medienwirksames Spektakel basteln könnte, ist das olympische Programm bis 2020 festgezurrt. Neu ab 2016 sind zwei Sportarten, die die Jugend der Welt wohl nicht in Massen hinter der Playstation hervorlocken werden: Golf und 7er-Rugby.

Und wer soll in Zukunft Olympische Spiele ausrichten? Immer mehr Widerstand regt sich vor Ort gegen die Spiele. Die Massenproteste in Brasilien während des Confed-Cups im Mai richteten sich nicht nur gegen die WM 2014, sondern auch gegen Olympia 2016 in Rio de Janeiro und die horrenden Begleitkosten. Man könnte annehmen, Olympia habe ein Imageproblem.

Zumindest für die Winterspiele 2022 gilt dies noch nicht, München muss sich bei einer erneuten Bewerbung auf einen starken Konkurrenten einrichten. Die Bevölkerung der norwegischen Hauptstadt Oslo hat gerade mehrheitlich "Ja" zu einer Bewerbung gesagt.






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