Die deutschen Damen demonstrieren bei der Rollstuhl-Basketball-EM in Frankfurt eindrucksvoll, warum sie Paralympics-Sieger sowie zuletzt sechsmal in Folge Europameister geworden sind. Das gestrige 81:32 (37:23) gegen Israel war eine einzige Demonstration der eigenen Stärke. Das Team vom Bundestrainer Holger Glinicki wirkte schneller, wendiger, energischer, treffsicherer und vor allem im Gegensatz zum Gegner als eine homogene Einheit.
Dass Israel in den ersten 20 Minuten mithalten konnte, lag am Wohlwollen der Deutschen sowie an der Treffsicherheit von Moran Samuel, die in dieser Phase 16 ihrer 21 Punkte erzielte. "Die harten Brocken kommen erst am Ende. Niederlande ist mit uns auf einem Level, Großbritannien an einem guten Tag auch. Der Rest ist schwächer", meinte Heike Friedrich von den Mainhatten Skywheelers. "Da lassen wir einen deutlich unterlegenen Gegner auch Mal mitspielen, decken vielleicht nicht 40 Minuten lang so aggressiv wie gegen einen Widersacher, der uns gefährlich werden könnte. Natürlich war Moran auch unglaublich treffsicher, das muss man anerkennen."
Die Frankfurterin war nur knapp ein Fünftel der Partie auf dem Platz. Das lag an ihrer relativ geringen Behinderung, die mit 4,5 Punkten - der Einstufung für Nicht- oder Minimalbehinderte - notiert wird. Da die Summe der Klassifizierungspunkte des Quintetts auf dem Feld nicht den Wert von 14,0 überschreiten darf, muss sie des Öfteren draußen bleiben. "Wir sind vier 4,5er im zwölfköpfigen Kader, da herrscht eine riesige Konkurrenz", so Friedrich, die im Schlussviertel, als sie durchspielen durfte, die auffälligste Akteurin war. Acht Punkte erzielte sie selbst, in der Abwehr blockte sie fünf Wurfversuche ab und ermöglichte danach mit zwei schnellen langen Pässen Fast-Breaks, die zu Korberfolg führten. "Durch meine Größe und Reichweite habe ich schon einen kleinen Vorteil", sagte die erfahrene Centerin.
Heike Friedrich genießt die Heim-EM. "Es ist etwas Besonderes, Freunde auf der Tribüne zu entdecken. Auch wenn ich ihr Feedback nur per SMS bekomme, denn für Plaudereien bleibt kaum Zeit." Entdecken konnte sie ihre Freunde mit Leichtigkeit. Als um 10 Uhr die gestrige Partie begann, war die linke Hälfte der Eissporthalle am Ratsweg, wo die deutsche Partie stattfand, sehr gut besucht. Rund 1000 Schulkinder aus ganz Hessen sorgten für eine Bombenstimmung. Doch Erwachsene, zählt man die Lehrer und die Offiziellen nicht mit, waren knapp 50 in der Halle.
Auf der anderen Seite der zur Trennung der Halle aufgezogenen Wand verfolgten das parallel laufende Match Niederlande - Italien übrigens acht Zuschauer. "Es ist halt früh am Tag. Die Abendspiele sind bisher gut besucht", berichtet Heike Friedrich. "Durch die TV-Übertragung von den Paralympics haben wir viel Zuspruch bekommen. Die Zuschauer waren überrascht, wie schnell und dynamisch Rollstuhlbasketball ist. Und kommen nun zu den Spielen", sagt sie und ist überzeugt: "Halbfinale und Finale werden toll besucht sein."
Die deutschen Herren werden dort jedoch womöglich nicht dabei sein. Sie kassierten gestern mit dem 47:67 gegen die Niederlande die zweite Niederlage im dritten Spiel.