Seinen Spitznamen hat ihm der damalige Internatsleiter von Borussia Dortmund, wo Marcel Kandziora seine fußballerische Ausbildung genoss, verpasst. Matthias Kleinsteiber hatte mit der Aussprache des Namens einfach so seine Probleme. Und fortan nannten alle jenen Spieler mit den polnischen Wurzeln, der im ostwestfälischen Münster das Licht der Welt erblickte, nur noch "Katze".
Das war in Dortmund so, wo er fünf Jahre lang in der Jugend unter anderem mit Marco Reus oder Mario Götze zusammen spielte. Das war auch so beim SV Sandhausen, für den er in den vergangenen beiden Jahren 51 Ligaspiele in der Dritten und Zweiten Liga bestritt, ehe er sich im Frühsommer dieses Jahres dem FSV Frankfurt anschloss. Und natürlich nennen ihn auch seine neuen Kollegen, die sich in diesen Tagen im Trainingslager in Bad Kreuznach auf die neue Saison vorbereiten, alle nur "Katze".
Der 23 Jahre alte Fachabiturient, der vor seinem Engagement in Sandhausen zwei Spielzeiten für die U 23 des BVB bestritt, will am Bornheimer Hang nun endgültig im Profifußball Fuß fassen. Denn beim SV Sandhausen, der sportlich eigentlich abgestiegen war, durch den Lizenzentzug des MSV Duisburg am Ende doch noch Zweitligist blieb, ist ihm das noch nicht ganz gelungen. Die Verantwortlichen des FSV Frankfurt, die ihn mit einem Zweijahresvertrag ausstatteten, trauen ihm diesen Schritt, der mit Sicherheit kein "Katzensprung" wird, natürlich zu.
"Er hat schon in jungen Jahren gezeigt, dass er Potenzial hat. Wir erwarten von ihm, das er auf der linken Seite Druck machen kann", formuliert Uwe Stöver, der Geschäftsführer Sport beim FSV Frankfurt, seine Ansprüche an Kandziora, dessen Werdegang Stöver seit einigen Jahren intensiv verfolgt hat. Schon vor 24 Monaten hatte Stöver mit dem Gedanken gespielt, Kandziora zu verpflichten. Als nach der abgelaufenen Saison Anthony Jung das Angebot der Bornheimer zur Verlängerung seines auslaufenden Vertrages ablehnte und der SV Sandhausen sportlich zunächst abgestiegen war, griff Stöver zu und verpflichtete den jungen Defensivspieler, der am liebsten auf der linken Außenverteidigerposition spielt, aber auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann.
"Er ist eigentlich beidfüßig", beschreibt Stöver eine Fähigkeit des früheren Junioren-Nationalspielers, dem in Dortmund der Sprung in den Profikader trotz seines großen Talents verwehrt blieb, obwohl ihn Jürgen Klopp kurz nach seinem Amtsantritt bei dem Revierclub als 17-Jähriger beim Bundesligateam mittrainieren ließ. Eine schwere Knieverletzung in seiner ersten Saison bei den Senioren war dann auch nicht gerade förderlich für die Karriere, Kandziora entschloss sich schließlich zum Wechsel in den beschaulichen Kraichgau.
"Ich wollte unbedingt spielen und bin deshalb in die Dritte Liga nach Sandhausen gegangen", erzählt Kandziora, der bei den Bornheimern nun den nächsten Schritt als Profifußballer machen möchte. "Beim FSV geht es professioneller zu als in Sandhausen. Der FSV ist ein etablierter Zweitligist mit einem sehr guten Trainer und Sandhausen eben schon zwei Schritte voraus", lobt er seinen neuen Club, bei dem er sich in den nächsten Wochen natürlich einen Stammplatz erkämpfen will. Zumindest eine neue Wohnung im angesagten Frankfurter Stadtteil Nordend hat er schon gefunden. Seine Freundin, die noch in Heidelberg lebt, wird demnächst nachkommen.