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Gemischte Gefühle - Warum Triathletin Lisa Sieburger von ihrem ersten Weltcup-Start gleichzeitig enttäuscht und begeistert ist

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Ihr Debüt in der Weltmeisterschafts-Serie hatte sich die ambitionierte Sportlerin aus Eschborn anders vorgestellt.

Eschborn. Als sich Anne Haug nach ihrem grandiosen Sieg beim Triathlon-Weltcup in Hamburg bei Mannschaftskollegin Svenja Bazlen für die Unterstützung während des Rennens bedankte, müssen Lisa Sieburger die Ohren geklungen haben. Bei Anne Haug und Svenja Bazlen hätte im Rennen auch ihr Platz sein sollen. Doch als die beiden Deutschen sich auf der 20 Kilometer langen Radstrecke auf die Verfolgung der mit 43 Sekunden Vorsprung führenden Spitzengruppe machten, fehlte Lisa Sieburger. Sie hatte bei ihrem ersten Messen mit der Weltelite im Triathlon schon beim Schwimmen Lehrgeld gezahlt.

"Ein bisschen Pech", nannte die junge Eschbornerin später, was ihr auf den 750 Metern in der Alster passiert war. "Bei der ersten Boje habe ich mich rausdrängen lassen", berichtet Lisa Sieburger. Ein Fehler mit schwerwiegenden Folgen. "Die Gruppe, in der ich hätte mitschwimmen können, war weg." Erst nach 10:37 Minuten stieg sie aus dem Wasser. Statt - wie von Bundestrainer Ralf Ebli geplant - ihre Stärke auf dem Rad ausspielen zu können und gemeinsam mit Anne Haug und Svenja Bazlen Tempo zu machen und an die Spitze heranzufahren, musste die Mathematik-Studentin sich im letzten Viertel des Starterfeldes von etwas mehr als 60 Athletinnen einsortieren. Nichts war’s mit dem Plan von Lisa Sieburger, die vier Tage vor dem Weltcup erhaltene Wildcard zu nutzen und zu zeigen, was sie drauf hat. Ihre Zeit von 32:26 Minuten mit dem Rad findet sie angesichts der Tatsache, dass sie während des Rennens in einer Gruppe von Athletinnen war, die überwiegend ihr die Arbeit überließen, "okay". Für den 5-Kilometer-Lauf galt das nicht. Während Anne Haug, die mit Hilfe von Svenja Bazlen den Rückstand nach dem Schwimmen komplett aufgeholt hatte, bei 27 Grad vor rund 200 000 begeisterten Zuschauern zum Sieg stürmte, tat sich Lisa Sieburger schwer. 18:33 Minuten - das ist weit entfernt von dem, was die Eschbornerin auf fünf Kilometern laufen kann. "Echt bitter" nennt sie diese Vorstellung. Unterm Strich musste sie sich nach 1:02:32 Stunden auf Rang 58 unter 61 Triathletinnen im Ziel einsortieren. Anne Haug (57:21 min.) ließ sich da als Siegerin längst feiern.

"Wahnsinns-Erlebnis"

Kein Wunder, dass Lisa Sieburger mit etwas gemischten Gefühlen Bilanz zieht. "Ich bin eigentlich relativ enttäuscht", sagt sie. Trotzdem kann sie aus ihrem ersten Weltcup große Motivation ziehen. Die zahlreichen Zuschauer, die den engen Stadtkurs in Hamburg säumten, sorgten für eine unvergleichliche Stimmung. "Es war ein Wahnsinns-Erlebnis", schwärmt Lisa Sieburger. "Man kann sich nicht vorstellen, was da abgeht, wenn man es nicht erlebt hat." In so einem Hexenkessel kühlen Kopf zu bewahren, ist nicht einfach - und eine wichtige Erfahrung. Auch wenn sich Lisa Sieburger schon international bewährt hat, zuletzt als Dritte beim Europacup in Cremona (Italien) und beim Sieg mit der deutschen Mixed-Staffel bei der U23-EM, hat sie große Unterschiede feststellen können. Noch einmal einen ganz anderen Biss zeigten die Athletinnen im Weltcup, berichtet Sieburger: "Die sind zu hundert Prozent dabei, und das die ganze Zeit. Es gibt keinen Moment, in dem man mal die Beine hochnehmen kann". Daneben war es wichtig, die Abläufe eines Weltcups kennen zu lernen, wo alles noch präziser gehandhabt wird als bei anderen Wettkämpfen. Und nicht zuletzt ging es darum, zu sehen, wo sie steht. Lisa Sieburgers wichtigste Erkenntnis: "Das Schwimmen ist ein bisschen ein Glücksspiel." Damit meint sie nicht eine Rennentwicklung wie in Hamburg, sondern ihre Leistung in dieser Disziplin.

  Wie gut, dass nun erst einmal ein längerer Trainingsblock ansteht, den Lisa Sieburger unter anderem dazu nutzen wird, die Uni zu wechseln und v on Gießen nach Saarbrücken umzuziehen. Am dortigen Stützpunkt der Deutschen Triathlon-Union (DTU) will sie die besseren Trainingsmöglichkeiten nutzen - und das nicht nur, um sich im Schwimmen zu verbessern. Auch wenn’s in Hamburg nicht nach Wunsch lief, hat der Weltcup Lust auf mehr gemacht. Kurzfristig zählt für Lisa Sieburger allem voran eines: Der Sprung in den Nationalkader.




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