Am Freitagmittag liefen in der Berliner Botschaft Aserbaidschans gleich die Telefone heiß, kaum dass die Lose gezogen waren. Zahlreiche Fans der Frankfurter Eintracht versuchten auf diesem Weg, Visumanträge für die Kaukasus-Republik zu stellen, die Zeit schließlich drängt: Am 22. August tritt die Eintracht in der Playoff-Runde zur Europa League beim aserbeidschanischen Meisterschaftszweiten FK Karabach Agdam in der Hauptstadt Baku an. Eine Woche später wird das Rückspiel in Frankfurt ausgetragen - für das bereits über 40 000 Tickets verkauft waren, noch ehe Gegner und genauer Termin überhaupt feststanden.
Dass die erste europäische Hürde nun über 3000 Kilometer und viereinhalb Flugstunden von Frankfurt entfernt steht, tut der Begeisterung keinen Abbruch. "Wir merken, wie unsere Fans sich freuen, und wir freuen uns selbst ungemein auf diese Spiele", sagte Trainer Armin Veh. Er hatte eigentlich auf einen nicht so langen Flug gehofft. Vor allem aber war es ihm wichtig, eine lösbare Aufgabe gestellt zu bekommen - weshalb er auch zufrieden mit dem Ergebnis war: "Aserbaidschan ist Neuland für mich, da war ich noch nie. Aber dass wir zuerst auswärts und dann zu Hause spielen, ist schon einmal gut für uns."
Nicht nur Karabachs Trainer Gurban Gurbanow sieht die Eintracht als Favoriten an. "Frankfurt ist einer der schwersten Gegner, die im Topf waren. Wir werden aber versuchen, gegen die Eintracht besser abzuschneiden als gegen Dortmund", sagte Gurbanow. 2010 war sein Team - ebenfalls im Playoff der Europa League - mit 0:4 und 0:1 klar am BVB gescheitert.
Die Favoritenfrage sah Heribert Bruchhagen, der selbst bei der Auslosung in der Uefa-Zentrale im schweizerischen Nyon war, ähnlich. "Wir haben gute Chancen, uns für die Gruppenphase zu qualifizieren", meinte der Frankfurter Vorstandschef, dem das Los in einer Hinsicht freilich nicht ganz passte: "Für unsere Fans ist das nicht leicht. Aber es gehen eben nicht alle Wünsche in Erfüllung." An dem Visumproblem wird dabei schon gearbeitet. Aserbaidschans Botschaft erstellt in Abstimmung mit der Eintracht ein vereinfachtes Verfahren und bittet deshalb, von weiteren Anrufen abzusehen. Weitere Informationen dazu gibt es allerdings nicht vor Dienstag.
Die Playoff-Runde zur Europa League (Hinspiele am 22. August, Rückspiele am 29. August): FK Karabach Agdam - Eintracht Frankfurt, HNK Rijeka - VfB Stuttgart, Kuban Krasnodar - Feyenoord Rotterdam, Apollon Limassol - OGC Nizza, IF Elfsborg - FC Nordsjælland, FK Jablonec - Betis Sevilla, Molde FK - Rubin Kasan, SV Zulte-Waregem - APOEL Nikosia, FK Aktobe - Dynamo Kiew, Slask Breslau - FC Sevilla, Vojvodina Novi Sad - Sheriff Tiraspol, Rapid Wien - FC Dila Gori, Swansea City - Petrolul Ploiesti, FC Salzburg - Zalgiris Vilnius, Tschornomores Odessa - Skënderbeu Korça, Trabzonspor - KF Kukësi, Tromsø IL - Besiktas Istanbul, Atromitos Athen - AZ Alkmaar, Maccabi Tel Aviv - PAOK Saloniki, Esbjerg FB - AS St. Etienne, Pandurii Targu Jiu - SC Braga, FH Hafnarfjördur - KRC Genk, FK Minsk - Standard Lüttich, FC St. Gallen - Spartak Moskau, Grasshoppers Zürich - AC Florenz, Maccabi Haifa - Astra Giurgiu, Udinese Calcio - Slovan Liberec, Dinamo Tiflis - Tottenham Hotspur, GD Estoril Praia - FC Pasching, JK Nomme Kalju - Dnjepr Dnjepropetrowsk, Partizan Belgrad - FC Thun.